2. Bundesliga Saison 2005/2006

Kickers Offenbach - SpVgg Greuther Fürth
Endergebnis: 1:0 (2:1)


Spielbericht vom 14.08.2005 - Anstoß: 15:00 Uhr
Noch 34 Punkte bis zum Klassenerhalt
Komplimente der Fans / Einlass noch verbesserungswürdig

Offenbach - 100 Mal durch die Haare gefahren und den Kopf geschüttelt, sämtliche Fingernägel abgekaut und im 15 Sekunden-Takt auf die Uhr geschaut. Und immer wieder die eigene Mannschaft angefeuert und als "geilsten Klub der Welt" besungen. Die letzten Minuten im ersten Heimspiel der 2. Fußball-Bundesliga nach fünf Jahren Abstinenz bedeuteten für die mehr als 11 000 Kickers-Fans im Stadion am Bieberer Berg ein Wechselbad der Gefühle. Nach dem 2:0 gegen Greuther Fürth durch Stephan Sieger (76.), mit Sprechchören "So sehen Sieger aus" bejubelt, war der zweite Saisonsieg greifbar nahe, nach dem Anschlusstor durch Erceg (82.) begann das Zittern.

Zwei Jahre sei er in den acht Minuten bis zum Abpfiff gealtert, versicherte Stefan Arnold und fügte hinzu: "Damals, vor fünf Jahren in der 2. Liga, hätten wir das Ding sicher verloren. Jetzt retten wir den Vorsprung mit Glück und Geschick über die Zeit - das ist der große Unterschied", zollte der OFC-Fan aus Bieber der Mannschaft ein dickes Kompliment. "Das sieht schon nach einer richtig gut funktionierenden Mannschaft aus. Nach zwei Spieltagen fehlen uns nur noch 34 Punkte zum Klassenerhalt - einfach optimal", unkten Gaby und Thomas Laber aus Seligenstadt. Als "phänomenal" bezeichnete Michael Blank die Leistung der Kickers bei diesem hart erkämpften Erfolg. "Prima gelaufen für uns. Diese Euphorie müssen wir in knapp zwei Wochen mit zum Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden nehmen - dann ist auch da was drin", versprühte Oliver Seifert nach dem zweiten Spieltag der Saison Zuversicht.

OFC-Fan Dietmar Kruse sprach von einem "glücklichen Arbeitssieg" für die Kickers und wies auf ein Ärgernis vor der Partie hin. "Wenn das nächsten Samstag im Pokal gegen den 1. FC Köln beim Einlass genauso läuft, steht man ewig an - da ist einiges verbesserungswürdig." Eine Stunde vor dem Anpfiff hatten sich am Stadioneingang Richtung Bieber an der B448 lange Schlangen gebildet. Im strömenden Regen tasten die Ordnungskräfte sogar kleine Kinder ab. "Eine Freundin von mir war das erste Mal mit bei den Kickers - wir mussten bei diesem Wetter fast 30 Minuten warten. Das ist nicht optimal", schilderte Kickers-Fan Stefan Fay seine Erfahrungen vor dem Comeback in der 2. Liga. "Ich war relativ früh am Bieberer Eingang - das hat keine zwei Minuten gedauert, bis ich im Stadion war", sagte hingegen OFC-Fan Thomas Böff. Benjamin Schurig musste etwas später zehn Minuten anstehen - "das geht in Ordnung". Eine Mitarbeiterin vom Ordnungsdienst sprach von veränderten Anweisungen in der neuen Liga und bestätigte, dass noch nicht alles eingespielt gewesen sei.

An den anderen Stadioneingängen war weniger los als an der Ecke Bieberer Straße/B448. Thomas Kosch war vor dem VIP-Raum in weniger als fünf Minuten in der Arena - "für die 2. Liga ist das akzeptabel", befand er. Dauerkartenbesitzer waren dank des Extra-Eingangs ruckzuck im Stadion, wurden meist auch nicht abgetastet.

Nur geringe Schlangen bildeten sich vor dem Spiel und in der Pause an den Ess- und Trinkbuden (deutlich mehr als zu Regionalligazeiten) - angesichts des heftigen Regens durchaus verständlich. Das miese Wetter machte auch etlichen Zuschauern auf der überdachten Oriontribüne zu schaffen. Es habe reingeregnet. Die Fans waren nass und entsprechend sauer.

(Von Holger Appel, OFFENBACH-POST)  

 

So sehen Sieger aus! - Neuling OFC stürmt auf den zweiten Platz
Kickers führen Triumphmarsch der Neulinge an / Türker und Sieger treffen beim 2:1 gegen Spvgg. Greuther Fürth

Offenbach - Die Aufsteiger mischen die 2. Liga auf. Und die Offenbacher Kickers führen den Triumphmarsch der frechen Neulinge an. Braunschweig gewinnt 3:1, Siegen 4:0 und Paderborn sogar 5:0 - aber der OFC steht nach dem zweiten Spieltag da, wo er am letzten Spieltag der vergangenen Saison in der Regionalliga stand - auf einem Aufstiegsplatz. Dem 2:1-Auswärtssieg in Rostock (ab sofort ohne Trainer Jörg Berger) ließen die Kickers gestern im ersten Heimspiel gegen die Spvgg. Greuther Fürth wieder einen 2:1-Erfolg folgen. Der zweite Sieg gegen einen Aufstiegsaspiranten hat die Kickers in der Tabelle zwischen die Topfavoriten auf den zweiten Tabellenplatz katapultiert. Die beste Platzierung in der 2. Liga für die Kickers seit der Saison 1982/83, als die Kickers am Ende aufgestiegen sind.

Was hatten die Pessimisten vor dem Start über das schwere Auftaktprogramm der Kickers geunkt. Sechs der ersten Spiele gegen Aufstiegskandidaten - der Anfang vom Ende? Nach zwei Spielen sind alle Prognosen hinfällig. Mit sechs Punkten sind die Kickers hinter 1860 München Tabellenzweiter. Den möglichen "Absturz" heute auf Platz drei wird man beim OFC problemlos verschmerzen. Erfreulicher Nebenaspekt: Da die Fernseheinnahmen nach Tabellenplätzen gestaffelt sind, gibt es Zusatzeinnahmen.

Der erhoffte Rekordbesuch ertrank am Sonntag förmlich im stundenlangen Dauerregen. Statt der erwarteten 15 000 kamen bei strömendem Regen "nur" 11 107 zahlende Besucher auf den Bieberer Berg. Nächsten Samstag dürften doppelt so viele ins Stadion pilgern, wenn die Kickers zum dritten Überraschungscoup ansetzen, im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln.

Zuzutrauen ist der Mannschaft von Trainer Hans-Jürgen Boysen derzeit fast alles. "Der Offenbacher Sieg war nicht unverdient", bescheinigte Benno Möhlmann dem OFC die bessere Leistung. Der Trainer der Spvgg. Greuther Fürth staunte, wie schon letzte Woche Berger, über Aggressivität, Entschlossenheit, Ordnung, Laufstärke und Spielfreude der Kickers.

"Greuther Fürth war ein anderes Kaliber als Rostock letzte Woche. So eine Leistung war nicht zu wiederholen, weil ein ganz anderer Gegner zu Werke ging", verdeutlichte OFC-Trainer Boysen, wie schwer seiner Mannschaft der Sieg fiel. Die Gäste versuchten, die Kickers von Beginn an unter Druck zu setzen und hatten auch durch Eigler (7.) und Feinbier (22.) frühzeitig zwei Torchancen. Doch ab der 20. Minute beherrschten die Kickers das Spiel, weil sie schnell und effektiv nach vorne spielten und sich damit Respekt verschafften. Der fleißige aber glücklose Regis Dorn war an fast allen gefährlichen Szenen beteiligt. Nach einem Foul an Dorn wurde der 17-Meter-Freistoß von Türker vom Fürther Weber so (un)glücklich abgefälscht, dass er vom Innenpfosten ins Netz trudelte (31.). Jetzt konnten die Kickers ihr Spiel von hinten heraus aufziehen und hofften auf ein Kontertor. Die größte Chance vergab Türker, dessen 14-m-Schuss von Kleine kurz vor der Linie weggeschlagen wurde (60.). Es folgte die stärkste Fürther Phase. Die Kickers hatten eine Portion Glück (falsche Abseitsentscheidung gegen den frei stehenden Erceg) und einen starken Sead Ramovic, der zweimal mit tollen Reflexen gegen Hilbert (73./75.) den Ausgleich verhinderte.

Der nächste Konter des OFC führte dann zum 2:0: Türker spielte einen Traumpass in den Lauf von Dorn, der den Ball gegen den herausstürmenden Mavric spitzelte. Vom Keeper der Gäste kam der Ball zu Sieger, der das Leder aus 35 Metern mit einem sehenswerten Heber ins leere Tor beförderte (76.). "So sehen Sieger aus", feierten die Zuschauer den Torschützen und die Mannschaft. Die Fürther kamen zwar zum Anschlusstreffer, als wieder die linke Offenbacher Seite ausgespielt wurde, doch dann hatte die stabile Offenbacher Abwehrachse wieder alles im Griff.

Der zweite Platz schürt die riesige Euphorie jetzt sicher nochmals an. Aber Trainer Hans-Jürgen Boysen weiß genau, wie er die sechs Punkte einzuschätzen hat. "Die Euphorie wird bestimmt nicht eingedämmt, aber klar ist auch, dass wir das nicht Woche für Woche fortsetzen können." Von den zum Klassenerhalt notwendigen 40 Punkten haben die Kickers mit zwei beeindruckenden Leistungen gegen zwei Topteams schon sechs Zähler sicher. Mehr nicht. Also gilt, was Suat Türker für die nächsten Wochen als Motto ausgibt: "Schnauze halten, bescheiden bleiben und so weiter spielen."

(Von Jpchen Koch, OFFENBACH-POST)  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachSpVgg Greuther Fürth
Ramovic
Weißenfeldt, Happe, Schumann, Mintzel
Müller, Sieger, Yildirim (89. Wörle), Judt (80. Rehm)
Dorn, Türker (86. Kanyuk)
Mavric
Weber, Kleine, Page, Achenbach
Timm, Hilbert (77. Sturm), Barut, Felgenhauer (46. Fuchs)
Eigler (58. Erceg), Feinbier

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Kempter (Sauldorf)1:0 Türker (31.),
2:0 Sieger (76.),
2:1 Erceg (81.)
Ramovic, Müller (OFC) / Timm (Fürth) keinekeine11107

Besondere Vorkommnisse: keine
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 2005/2006
Alle Ergebnisse vom 2.Spieltag (12.08.- 15.08.05)
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Spiele des OFC in der Hinrunde 2005/2006 mit Spielberichten
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Tabellenplatzstatistik Saison 2005/2006
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Seite wurde am 29.08.2005 aktualisiert