2. Bundesliga Saison 2005/2006

Braunschweig - Langsam, aber sicher rutschen die Offenbacher Kickers in die Tabellenregionen, wo sie vor der Saison erwartet wurden. Das 0:2 gestern Abend bei Mitaufsteiger Eintracht Braunschweig war die zweite Niederlage in Folge. Inzwischen liegt der OFC auf Platz zehn. Doppelt ärgerlich für die Kickers, dass sie schwach gespielt haben, die Niederlage dennoch absolut unnötig war. Hans-Jürgen Boysen war nach der enttäuschenden Leistung seiner Mannschaft stinksauer. "Eine haarsträubende Fehlerquote", sah der Offenbacher Trainer. "Fußballerisch haben wir in der ersten Halbzeit das schlechteste Spiel dieser Saison gezeigt."

Und Boysen legte noch nach: "Wir haben hier einen Punkt verschenkt. Meine Mannschaft muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie einfach nicht energisch zugepackt hat", tobte der Trainer. "Viele meiner Spieler sind nicht an ihre Grenzen gegangen."

Bei den Kickers fehlten die verletzten Happe und Türker. Boysen hatte seine Mannschaft nach dem 2:5 gegen 1860 München kräftig durcheinander gewirbelt. Pinske, Müller, Mokhtari und Wandeir kamen neu in die Mannschaft. Somit spielten nur noch drei Feldspieler auf der gleichen Position wie am vergangenen Freitag. Kein Wunder, dass die Kickers in der Anfangsphase erhebliche Abstimmungsprobleme hatten. In dieser Phase hatten die Gäste Glück, dass sie nicht in Rückstand gerieten. In der elften Minute traf der Ex-Offenbacher Daniel Graf mit einem 12-Meter-Schuss nur die Latte; als Kuru den Abpraller an Ramovic vorbei ins Netz schob, jubelten die 18 000 Zuschauer zu früh - Fifa-Schiedsrichter Stark entschied auf Abseits. Die Offenbacher hatten in der ersten Halbzeit nur eine Chance, als Sieger nach einem Judt-Freistoß nur knapp übers Tor köpfte. Die Offenbacher wurden jetzt in der Defensivarbeit stärker. Unter der Konzentration auf die Abwehrarbeit litt aber das Offensivspiel. Nach vorne konnten sich die Kickers überhaupt nicht entfalten, weil sie sich viel zu viele leichte Ballverluste leisteten. Beide Mannschaften spielten zu hektisch, ließen die klare Linie und Präzision im Passspiel vermissen. Noch einmal hatten die Kickers Glück, als Kuru völlig freistehend aus acht Metern den Ball nicht richtig traf (42.).

Boysen ("Das Positivste war der Spielstand") reagierte auf die schwache Offensivleistung schon in der Halbzeitpause, brachte Kanyuk für den enttäuschenden Wandeir. Und es hatte den Anschein, als könnten die Kickers das Spiel jetzt offener gestalten. Zweimal konnte Judt von der linken Seite gefährlich auf Mokhtari flanken, doch der Marokkaner köpfte jedes Mal über das Tor. Beide Mannschaft neutralisierten sich jetzt im Mittelfeld, ohne eine Torchance zuzulassen. Es war ein typisches 0:0-Spiel.

Fast aus dem Nichts fiel dann das Braunschweiger 1:0. Ausgangspunkt war ein aus Offenbacher Sicht unberechtigter Freistoß. Graf schlug den Freistoß aufs lange Eck, wo der beste Offenbacher Spieler, Daniel Schumann, den Ball mit der Fußspitze vor Ramovic ins eigene Tor spitzelte. "Ich dachte, Ramovic kommt heraus, dann kam er doch nicht, und weil Rische hinter mir war, wollte ich den Ball ins Aus schieben, habe ihn aber nicht richtig getroffen", schilderte Schumann sein Malheur in der 68. Minute.

Auch mit den eingewechselten Mintzel und Fiorentino brachten die Kickers nichts Zwingendes mehr zustande. Es blieb bei harmlosen Versuchen. Bezeichnend für die Offenbacher Zaghaftigkeit das 2:0 in der 90. Minute, als Fuchs wieder einen Freistoß von Graf zum 2:0 einköpfte. Boysens wütender Kommentar: "Kollektive Schlafmützigkeit!" Und während in Braunschweig weiter gefeiert wird, droht den Kickers die dritte Niederlage in Folge. Nächster Gegner am Freitag in Offenbach: Tabellenführer VfL Bochum.

Der Höhenflug der Offenbacher Kickers in der Zweiten Fußball-Bundesliga ist ins Stocken geraten. Vier Tage nach der Heimniederlage gegen 1860 München unterlag der OFC gestern im Duell der Aufsteiger bei Eintracht Braunschweig 0:2 (0:0).

OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen hatte sein Team gegenüber dem 2:5 vom Freitag gegen 1860 München auf vier Positionen umgebaut. Für den verletzten Kapitän Markus Happe kam Christian Müller in die Mannschaft, den Angreifer Suat Türker ersetzte der Brasilianer Wandeir dos Santos. Zusätzlich spielte Bastian Pinske anstelle von Alf Mintzel als linker Verteidiger, und auch Oualid Mokhtari kam auf der rechten Mittelfeldseite für Thomas Wörle in die Mannschaft.

Die Offenbacher benötigten einige Minuten, um sich zurecht zu finden. Braunschweig, durch den guten Saisonstart mit Selbstvertrauen, begann druckvoll und hatte durch Kapitän Daniel Graf, der nach elf Minuten die Latte traf, die erste Möglichkeit. Kurz darauf musste OFC-Verteidiger Müller nach einer Flanke von Graf in höchster Not vor dem einschussbereiten Braunschweiger Angreifer Jürgen Rische klären (14.). "Wir waren am Anfang in einigen Situationen zu hektisch und haben zu schnell die Bälle verloren", analysierte Kapitän Happe.

Erst allmählich konnten die Offenbacher die Angriffe der Gastgeber frühzeitiger unterbunden. Allerdings vermochten es die Kickers nicht, offensive Akzente zu setzen. "Fußballerisch war das unser schlechtestes Spiel in der Saison", rügte Trainer Boysen seine Mannschaft für die Darbietung in den ersten 45 Minuten. Nicht nachvollziehbar sei gewesen, "dass wir Bälle über zehn Meter nicht zum Mann gebracht haben." Nahezu ständig wurden die Bälle zu unpräzise in die Spitze gespielt,zudem rückten die Gäste bei Ballbesitz nicht entschlossen genug auf. Dennoch besaßen sie eine große Möglichkeit zum 1:0, als Stephan Sieger nach einem Freistoß seines Teamkollegen Thorsten Judt freistehend aus acht Metern Entfernung über das Tor köpfte (18.). Auf der Gegenseite lag kurz vor der Pause das 1:0 für Braunschweig in der Luft, doch Torjäger Ahmet Kuru traf freistehend den von seinem Mannschaftskapitän Graf geflankten Ball nicht richtig (43.).

Nach dem Seitenwechsel brachte Kickers-Trainer Boysen Laszlo Kanyuk für den schwachen dos Santos , und die Kickers kamen etwas besser ins Spiel. Durch Mokhtari, der zweimal jeweils per Kopf über das Braunschweiger Tor zielte (48./55.), besaß der OFC Möglichkeiten zu einem Treffer, doch insgesamt "waren wir nach vorne nicht zwingend", so Boysen. Dennoch fiel die Braunschweiger Führung relativ unerwartet, da der OFC in der Defensive besser organisiert war und die Angriffsbemühungen der Niedersachsen so zumindest unter Kontrolle hatte. Nach einem Freistoß in den Offenbacher Strafraum prallte das Leder von Kickers-Innenverteidiger Schumann zum 1:0 für Braunschweig über die Linie (69.). "Ein Fehler und alles ist im Arsch", sagte Schumann verärgert über seine Aktion.

OFC-Coach Boysen reagierte und brachte in Mintzel und Daniele Fiorentino frische Kräfte. Die Maßnahme brachte allerdings keinen Erfolg, da die Kickers ob des Gegentores ein wenig verunsichert wirkten und in der Folge zwar bemüht waren, den Ausgleich zu erzielen, aber nicht die Durchschlagskraft besaßen, um die Braunschweiger in Bedrängnis zu bringen. Vielmehr erzielten die Gastgeber kurz vor dem Ende durch einen Kopfballtreffer das entscheidende 2:0 durch Lars Fuchs (90.)und machten die Offenbacher Niederlage perfekt, die nach Meinung aller im OFC-Lager vermeidbar war. "Wir haben einen Punkt verschenkt", sagte Boysen und lieferte den Grund gleich nach: "Viele Spieler sind nicht annähernd an ihre Grenzen gestoßen."