2. Bundesliga Saison 2005/2006

Offenbach - Eine Nullnummer in einem Heimspiel ließ Verantwortliche und Spieler der Offenbbacher Kickers am Freitagabend laut jubeln. Mit dem 0:0 gegen den noch ungeschlagenen Tabellenführer VfL Bochum holten die Kickers vor 11 423 Fans den erhofften Punkt. Nach zuletzt zwei Niederlagen mit sieben Gegentoren schafften die Kickers das erste Spiel in dieser Saison ohne Gegentor. Und das mit einer völlig neuformierten Abwehr. Damit bleibt der Neuling nach 2:1-Siegen gegen Rostock und Freiburg auch im dritten Spiel gegen einen Bundesligaabsteiger ungeschlagen und verhinderte ein Abrutschen in die Abstiegszone. Mit zehn Punkten haben die Kickers nach sieben Spielen eine absolut ausgeglichene Bilanz. Drei Siege und drei Niederlagen sowie ein Unentschieden, das ist mehr, als dem Neuling bei dem schweren Startprogramm zugetraut worden war.

Die Kickers verdienten sich den Punkt gegen die zuletzt dreimal siegreichen Bochumer mit einer läuferisch und kämpferisch starken Leistung, vor der selbst Bochums Trainer Marcel Koller seinen Hut zog. "Wir wussten, dass Offenbach hinten gut steht, aber dass sie so gut und laufintensiv auftreten, das hat mich überrascht."

Auch Kickers-Trainer Hans-Jürgen Boysen lobte seine Abwehr, "die alles hervorragend im Griff hatte", und verteilte an die gesamte Mannschaft "ein Riesenkompliment. Sie kann stolz sein auf diese Energieleistung".

Boysen musste seine Mannschaft wieder umstellen. Nach Markus Happe (Wadenzerrung) fiel gestern mit Lars Weißenfeldt (Oberschenkelverletzung) ein zweiter wichtiger Spieler für den Abwehrblock aus. Für ihn kam Ole Budtz zu seinem ersten Einsatz in der 2. Bundesliga. Die Offenbacher Innenverteidiger Budtz/Schumann boten ein ausgezeichnetes Spiel, ließen Edu (sechs Saisontore) und van Hout keinen Zentimeter Raum. In der ersten Halbzeit konzentrierten sich beide Mannschaften fast nur auf die Defensive. Es hatte den Anschein, als würde die Angst vor einem gegnerischen Konter jegliches Risiko im Spiel nach vorne verbieten. Viel Kampf, taktische Disziplin und verbissene Zweikämpfe, dafür keine echte Torchancen. So neutralisierten sich der Bundesligaabsteiger und Aufsteiger vorwiegend im Mittelfeld. Die Torhüter waren in den ersten 45 Minuten in keine gefährliche Situation verwickelt.

Mit der Langeweile war es gleich nach der Pause vorbei. 150 Sekunden nach Wiederanpfiff hatte Schumann die große Chance zum 1:0. Doch der Abwehrspieler schoss aus acht Metern weit über das Bochumer Tor. Keine 30 Sekunden später reklamierten die Offenbacher vergeblich einen Foulelfmeter. Kanyuk spitzelte im Strafraum den Ball zwischen van Duijnhoven und Drsek vorbei und fiel über den Bochumer Torwart. Der Schiedsrichter lief direkt in Richtung Elfmeterpunkt, entschied dann aber nach einem Handzeichen seines Linienrichters auf Abstoß.

Jetzt war endlich Tempo in der Partie, denn beide Mannschaften erhöhten das Risiko im Spiel nach vorne - mit der Gefahr, durch die freigegebenen Räume ausgekontert zu werden. So mussten auch die Kickers zwei, drei brenzlige Situationen überstehen, als die Bochumer sehr schnell nach vorne spielten. Ihre größte Chance hatten die Gäste in der 62. Minute. Zunächst traf Misimovic aus zehn Metern nur den Pfosten, dann schoss Edu den Abpraller aus vier Metern über das Tor. Und noch einmal verhinderte das Aluminium einen Bochumer Treffer, als van Houts abgefälschter Schuss auf der Querlatte landete. Zu selten konterten die Kickers. Sie hatten nur eine vielversprechende Aktion, als Dorn, von Kanyuk freigespielt, allein aufs Tor zulief. Doch van Duijnhoven lenkte den Schuss zur Ecke (75.). Somit blieb es beim 0:0, mit dem am Ende beide vollauf zufrieden waren.

Dieter Müller (OFC-Präsident): Wir können zufrieden sein. Mit dem Spiel und dem bisherigen Abschneiden. Thomas Kalt (Vizepräsident): Ich bin sehr, sehr zufrieden. Wir haben hervorragend dagegengehalten. Und die zehn Punkte sind sicher mehr, als viele nach den Spielen gegen die schweren Gegner erwartet hätten.

Marcel Koller (Bochumer Trainer): Wir können und müssen mit dem Punkt leben, weil wir zwar Chancen hatten, aber auch Offenbach gute Möglichkeiten hatte.

Daniel Schumann: Es war wichtig, dass wir endlich mal zu Null gespielt haben. Jetzt müssen wir versuchen, gegen Paderborn zu gewinnen.

Ole Budtz: Das war ein hartes Stück Arbeit. Wenn man nach sieben Gegentoren in zwei Spielen gegen den Tabellenführer zu Null spielt, gibt das Selbstvertrauen.

Oualid Mokhtari: Das Unentschieden geht in Ordnung. Wir wollten einiges wieder gutmachen. Das 0:0 ist insofern ein Erfolg. Wir spielen hier schließlich um den Klassenerhalt. cd/joko