Regionalliga-Süd Saison'97/98


Spielpaarung:

SV Waldhof Mannheim - Kickers Offenbach
Endergebnis: 2:1 (1:0)

Spielberichte vom 03.04.98
Rückschlag für den OFC: SV Waldhof gewinnt 2:1
Kickers über weite Strecken nicht wie eine Spitzenmannschaft

Die Offenbacher Kickers haben im Kampf um Platz zwei und den Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga gestern abend einen herben Rückschlag erlitten. Mit der 1:2 (0:1)-Niederlage beim SV Waldhof Mannheim sind die Kickers vor dem anstehenden Hessen-Derby gegen Darmstadt 98 (Ostersonntag, 20.15 Uhr) unter Zugzwang geraten.

Die Kickers waren in der ersten Halbzeit zu passiv, konnten die Querelen im Mannheimer Verein nicht ausnutzen. Die völlig neuformierte Waldhof-Mannschaft (aus der Vorrunde waren nur noch vier Spieler dabei) hatte lange Zeit kämpferische und spielerische Vorteile. Erst in der zweiten Halbzeit erarbeiteten sich die Kickers Vorteile, durften nach dem Ausgleich durch den acht Minuten zuvor eingewechselten Hartmann sogar auf drei Punkte hoffen, wurden dann aber eiskalt ausgekontert. Neben den gewohnt starken Keffel und Gramminger gefielen auch Kastner und Dama.

Dagegen konnten sich die Offensivspieler Roth, Winter (weiter in der Formkrise) und Simon kaum durchsetzen. Letztendlich war es ein verdienter Mannheimer Sieg, der bei einigen Kontern in der Schlußphase sogar noch höher hätte ausfallen können. Die Kickers blieben über weite Strecken den Anspruch einer Spitzenmannschaft schuldig.

Nur 7000 Zuschauer erteilten den Mannheimern eine Quittung für den Aufstiegsverzicht. „Dieser Rückzug hat uns 6000 Zuschauer gekostet“, schimpfte Mannheims Trainer Uwe Rappolder. Rund 4000 Fans waren den Kickers aus Offenbach per Auto oder Zug gefolgt - das dauerte etwas länger, weil die Notbremse gezogen wurde – und sorgten für Heimspiel-Atmosphäre, obwohl sie mit einem 50 Meter langen Mannheimer Transparent am Zaun „Wir grüßen Euch, Ihr Kinder von Frankfurts Vorort Ghetto" auf das Übelste beleidigt wurden. Erst nach 20 Minuten wurde ein Teil des Transparents beseitigt.

Die Stimmung zwischen den Fanlagern war sehr hitzig. Aus dem Mannheimer Fanblock wurden die Offenbacher Spieler mit Steinen, Bierbechern und sogar einer Rauchbombe beworfen. Nach dem Schlußpfiff kam es rund um das Stadion zu zahlreichen Schlägereien und Ausschreitungen, obwohl die Polizei über 100 Beamte im Einsatz hatte.

Ohne Speth (Reizung im Knie) und Giersch (Grippe) hatten die Kickers die ersten Chancen, doch Roths Hackenball (3.) verfehlte das Tor um 50 Zentimeter und Winters Direktabnahme nach Dama-Flanke hielt Torwart Straub (7.). Es waren für lange Zeit die einzigen zwingenden Aktionen. Denn dann wurden die Mannheimer mit ihren zwei dichten Viererketten in Abwehr und Mittelfeld dominierend. Die Offenbacher spielten zu hektisch, konnten den Ball kaum in den eigenen Reihen halten.

Nascimento köpfte einen Freistoß aus acht Metern zum 1:0 ein, nutzte damit eine von zwei Waldhöfer Chancen. Die zweite Halbzeit war geprägt von Hektik, Dramatik, vergebenen Chancen und Toren. Kaum hatte de Mannheimer Pasieka aus sechs Metern frei übers Tor geschossen, machte es der eingewechselte Hartmann auf der Gegenseite besser und schob Simons Rückpaß aus sieben Metern zum frenetisch gefeierten 1:1 (69.) ins Netz.

Nur vier Minuten später hatte Kastner die Doppelchance zum 2:1. Doch zuerst ließ er sich bei seinem Alleingang zu weit abdrängen, so daß ein Mannheimer gerade noch zur Ecke klärte. Dann köpfte er den Eckball um Zentimeter über das Tor. Die Strafe folgte im Gegenzug. Protzel traf zum 2:1.

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 04.04.98)

 

„Die schwierigste Phase haben wir überstanden“
Kickers dürfen nach dem 1:2 wieder jubeln: Fulda verliert 1:6

Die Enttäuschung war riesengroß. Nach der 1:2-Niederlage der Offenbacher Kickers beim SV Waldhof Mannheim erhielten die Aufstiegshoffnungen der 4000 mitgereisten OFC-Fans einen gewaltigen Dämpfer. Doch am Sonntagabend gab es nur noch strahlende Gesichter im Kickers-Lager. Mitkonkurrent Fulda verlor in Wehen 1:6. Die Kickers bleiben vor dem Derby gegen Darmstadt (Sonntag, 20.15 Uhr) Tabellenzweiter.

Sicher muß man beim Zweitliga-Absteiger Mannheim eine Niederlage einkalkulieren – aber in den 90 Spielminuten vermittelten die Kickers nur sechs Minuten lang (vom 1:1 in der 69. bis zum 1:2 in der 75. Minute) Hoffnung auf einen Punktgewinn. Die dritte Auswärtsniederlage 1998 wirft einige Fragen auf.

Sind die Verantwortlichen mit neun Punkten aus sechs Spielen zufrieden ?
Eindeutig ja. Manager Klaus Gerster: „Wir hatten ein wahnsinnig schweres Programm. An sieben Spieltagen viermal auswärts, einmal spielfrei, nur zwei Heimspiele. Ich habe immer gesagt, wenn wir nach dem Waldhof-Spiel Zweiter sind, stehen wir bombig da. Wir haben die schwierigste Phase überstanden und sind voll auf Kurs für Platz zwei.“

Belasten die riesigen Erwartungen im OFC-Umfeld die Mannschaft ?
Trainer Hans-Jürgen Boysen: „Quatsch. Die Tabellensituation hat nichts damit zu tun, wie wir uns präsentieren. Das hat nichts mit Nerven zu tun. Erstens hat diese gute Position niemand verlangt. Zweitens hat sie keiner erwartet. Und drittens haben wir Kontinuität und Stabilität bewiesen, denn wir sind seit Saisonbeginn in der Spitzengruppe.“

Bekommen die Spieler im Endspurt Nervenflattern ?
Torwart Rene Keffel: „Natürlich macht man sich jetzt, kurz vor Sendeschluß, andere Gedanken als in der Vorrunde. Vielleicht kommt jetzt der Druck dazu: Oh Gott, wir sind ja ganz oben dabei. Aber genau das sollte doch motivierend sein, schließlich will jeder persönlich so weit oben wie möglich spielen.“

1997 wurden nur zwei von 34 Punktspielen verloren, 1998 drei von sechs. Dazu zwei glückliche Siege über Ditzingen und Weismain. Der OFC in der Krise ?
Rene Keffel: „Nein. In Ulm, bei den Bayern-Amateuren und in Mannheim kann jede Mannschaft verlieren. Außerdem hatten wir in der Vorrunde oft das berühmte Quentchen Glück. So etwas gleicht sich während der Saison immer aus. Wir dürfen uns jetzt nur nicht verrückt machen.“

In den letzten Wochen haben die Kickers sich relativ wenig Torchancen erspielt, erzielten vier der letzten sechs Tore nach Standardsituation. Ein Sturmproblem ?
Boysen: „Wir, sind noch nicht genug Killer. Unser Problem ist, daß wir aus den wenigen Chancen zu wenig machen.“

Nach 17 Gegentoren in den ersten 19 Spielen, folgten elf in sechs Spielen 1998. Ein Abwehrproblem ?
Nein, es sind fast immer individuelle Fehler, die zu den Gegentoren führen. In Mannheim konnte Nascimento fast unbedrängt zum 1:0 einköpfen. Beim 2:1 trat Libero Dolzer bei der Flanke über den Ball.

Wie kann es passieren, daß sieben der letzten elf Gegentore nach Standardsituationen gefallen sind ?
Boysen: „Die Zuordnung, wer wen zu decken hat, ist immer festgelegt.“ Also persönliche Konzentrationsschwächen. Boysen: „In Mannheim haben wir viel zu viele Kopfbälle verloren. Da müssen wir was tun.“

Warum sind die Neuverpflichtungen Vollmar und Winter bisher noch nicht die erhofften Verstärkungen ?
Vollmar (9 Spiele/1 Tor) hatte mit Verletzungen zu kämpfen und hat nach der Winterpause noch nicht das nötige Selbstvertrauen gefunden. Thomas Winter baute nach seinem tollen Einstand (zwei Tore gegen Neukirchen) stark ab. Boysen: „Er braucht das Spiel nach vorne, die Pässe in die Tiefe. Doch die fehlen uns momentan.“

Ist das Thema Platz eins endgültig erledigt ?
Ja. Ulm hat das klar leichtere Restprogramm und ist auch die stabilste Mannschaft. Neun Punkte Vorsprung sind in sieben Spielen nicht mehr aufzuholen.

Wie stehen die Chancen im Kampf um Platz zwei ?
Rene Keffel: „Wir haben eine gute Ausgangsposition. Die anderen leisten sich noch mehr Patzer. In Fulda spitzt sich die Krise zu. Die Entscheidung wird wahrscheinlich erst im letzten Spiel auf dem Bieberer Berg gegen Fulda fallen.“

Hat die Niederlage in Mannheim personelle Konsequenzen ?
Boysen: „Es ist sicher kein Grund, jetzt über die Mannschaft herzufallen. Aber sie brauchen auch Situationen, in denen sie auf die Nuß kriegen. Aber jetzt gucken wir nur nach vorne.“ Schlußsatz von Boysen am Freitagabend: „Mal abwarten, ob Fulda nachzieht.“

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 06.04.98)


Mannschaftsaufstellungen:

SV Waldhof MannheimKickers Offenbach
Straub, Ratkowski, Pasieka, Rodrigues, Rehm, Urosevic, Pyrsch, Protzel (82. Hoop), Koch (69. Berchtold), Birlik, Nascimento (89. Throm). Keffel, Dolzer, Gramminger (80. Ispir), Meyer, Walz (68. Koutsoliakos), Methfessel (60. Hartmann), Kastner, Simon, Dama, Winter, Roth.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Schmidt (Stuttgart)1:0 Nascimento (25.),
1:1 Hartmann (69.),
2:1 Protzel (75.)
Rehm, Urosevic, Protzel (Waldhof) / Dolzer (OFC)--8100
Alle Angaben ohne Gewähr


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Seite wurde am 06.04.98 aktualisiert