Regionalliga-Süd Saison'97/98


Spielpaarung:

TSV 1860 München Amateure - Kickers Offenbach
Endergebnis: 1:2 (1:0)

Spielberichte vom 17.04.98
Vollmar zähmt die "Löwen" - 2:1
Der Kickers-Joker erzielt den Siegtreffer in der 87. Minute / Kapitän Oliver Roth trifft zum 1:1

Die Offenbacher Kickers haben ihre Chance auf den zweiten Tabellenplatz in der Fußball-Regionalliga Süd gewahrt und diesen gestern durch einen 2:1 (0:1)-Sieg bei den Amateuren des TSV 1860 München vorerst eingenommen. „Ein wahnsinnig wichtiger Sieg“, jubelte OFC-Trainer Boysen. Nach einer grausamen ersten Halbzeit und dem 0:1-Rückstand steigerten sich die Kickers im zweiten Abschnitt immens und siegten nicht unverdient durch den 13. Saisontreffer von Oliver Roth und Dirk Vollmar, der seinem Ruf als „Joker“ in der 87. Minute wieder einmal alle Ehre machte. Nach seinem Tor zum 4:3 gegen Ditzingen bescherte Vollmar dem OFC zum zweiten Mal den Siegtreffer.

Überragend beim OFC Libero Koutsoliakos und Verteidiger Lars Meyer. Auch Winter war nach seiner Einwechslung wesentlich am Umschwung beteiligt.

„Wir wollen den Laden erstmal dicht machen“, begründete Kickers-Trainer Hans-Jürgen Boysen seine Maßnahme, den zuletzt formschwachen Thomas Winter auf der Bank zu belassen. Lars Meyer als zweiter Manndecker und Kai-Uwe Giersch als Sonderbewacher von „Löwen“-Spielmacher Tom Stohn kamen neu in die Mannschaft. Passen mußten Stefan Dolzer und Oliver Speth, dessen Meniskusprobleme wieder stärker auftraten. Eine Kniespiegelung wird bei ihm wohl nötig sein.

Die „60er“-Amateure hatten wie gemeldet Abwehrspieler Guido Gorges und auch Stamm-Torhüter Michael Hofmann nicht dabei, die von Cheftrainer Werner Lorant, gestern abend Augenzeuge, in den Kader für das heutige Bundesligaspiel berufen wurden. Ersatztorwart Thomas Heilmaier kam so zu seinem ersten Regionalliga-Einsatz, wurde aber vor der Pause kein einziges Mal geprüft.

Vor 300 OFC-Fans unter den 800 Zuschauern verhalfen die Kickers den Gastgebern durch unnötige Ballverluste im Mittelfeld zu einer spielerischen Überlegenheit. Nach der ersten Ecke für die „Löwen“ in der siebten Minute köpfte der frühere Egelsbacher Sven Kresin aus drei Metern, doch Rene Keffel wehrte den Ball mit einem phantastischen Reflex ab. Der plötzlich einsetzende starke Regen schien auch Schiedsrichter Maisel zu überraschen, denn eine „Rutsch-Aktion“ von Tom Stohn nach einer leichten Attacke von Giersch ahndete er mit einem Foulelfmeter, den Schlüter (14.) unhaltbar verwandelte. Eine umstrittene Führung, wenn auch fällig und verdient. Die Kickers machten einfach zu wenig nach vorne. Der kleinliche Schiedsrichter startete ein „Gelbe-Karten-Festival“. Zwischen der 24, und 32. Minute zückte er fünf Mal den Gelben Karton, für die Kickers wegen Meckerns (Roth) und Ballhalten (Maier), für die Platzherren nach groben Fouls an Maier und Koutsoliakos.

Während die „Löwen“ schneller und spritziger wirkten, vermochte bei den Kickers lediglich die von Libero Paul Koutsoliakos organisierte Abseitsfalle zu überzeugen. Die erste Kickets-Chance vor der Pause resultierte nach dem ersten Eckball für den OFC, doch der Ball fiel Stefan Simon so überraschend vor die Füße, daß er über die Latte zielte. Mit Thomas Winter für Frank Kastner und wie verwandelt kamen die Kickers aus der Kabine. Plötzlich war viel mehr Engagement im Spiel. Der Ausgleich schien bereits in der 53. Minute fällig, als Winter ein tolles Solo startete, Michael Hartmann seine Vorlage aber um Zentimeter am Tor vorbeibugsierte. In der 57. Minute durften die Kickers endlich jubeln. Ein Flanke von Giersch nahm Kapitän Oliver Roth mit dem Rücken zum Tor an, drehte sich in seiner typischen Manier und zirkelte den Ball flach ins rechte Eck zum 1:1.

Die „Löwen“ kamen immer mehr ins Schwimmen. Roth-Bewacher Schlüter sah nach einem Handspiel in der 68. Minute die Gelb-Rote Karte. Bereits eine Minute später hatte Hartmann die Führung auf dem Kopf, doch der Ball landete am Innenpfosten und dann in den Armen von Heilmaier. Vier Minuten später hatte Winter ebenfalls mit einem Kopfball, der knapp über die Latte strich, Pech.

Die Kickers spielten nach der Pause nur noch auf ein Tor, von den „60ern“ war nichts mehr zu sehen. Boysen sah die Chance und brachte frische, offensive Kräfte ins Spiel. Dirk Vollmar hatte den Siegtreffer schon in der 83. Minute auf dem Fuß, traf aber zu überhastet über das Tor.

Kurios der Siegtreffer: Einen abgewehrten Ball schoß Ghitea unbedrängt wieder in den eigenen Strafraum, wo Vollmar völlig frei stand und den Ball aus 14 Metern sauber ins obere rechte Toreck sehlenzte. „Bei dieser schönen Vorlage, mußte ich das Tor ja machen“, jubelte Dirk Vollmar.

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 18.04.98)

 

„Wir sind aufgestanden“

Hans-Jürgen Boysen:
„In der zweiten Halbzeit haben wir uns gesteigert. Gegen Waldhof sind wir gestolpert, gegen Darmstadt sind wir am Boden gelegen, heute sind wir wieder aufgestanden. Bei einer Niederlage hätten unsere Chancen auf Platz zwei stark gelitten.“

Peter Pacult („Löwen"-Trainer):
„Ich habe meine Mannschaft in der Pause noch gewarnt, daß sie bei Standardsituationen den Rückraum besetzten sollen. Dennoch fiel aus so einer Situation das 1:1. 60 Minuten hatten wir die Kickers gut im Griff. Über das zweite Tor brauchen wir nicht zu reden. Es war das zweite Heimspiel, bei dem Werner Lorant da war, ansonsten spielen wir immer schönen Fußball, aber heute hatten wir unsere Nerven einfach nicht unter Kontrolle.“

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 18.04.98)

 

„Sieg war lebensnotwendig“
Kickers-Einwechselspieler Winter und Vollmar sorgten für neuen Schwung

„Diesen Sieg widmen wir unseren treuen Fans, die uns auch nach zwei Niederlagen nach München begleitet und hervorragend unterstützt haben“, versuchte Paul Koutsoliakos im Freudentaumel nach dem 2:1-Sieg der Offenbaeher Kickers am Freitag abend bei den Amateuren des TSV 1860 München sachlich zu bleiben. „Nun werden am Sonntag gegen den SV Wehen statt nur noch vier- bis fünftausend wohl wieder über 10 000 Zuschauer auf den Bieberer Berg kommen.“

Auch die wieder offene Konstellation im Kampf um Platz zwei wertete der 31jährige Routinier nüchtern: „Wir wollen, müssen aber nicht aufsteigen.“ Dennoch war bei den Kickers am Freitag auf dem Platz keine Lockerheit zu spüren. Trainer Hans-Jürgen Boysen: „Die zwei Niederlagen in Folge mußten die Spieler erst einmal verkraften. Die „Löwen“ machten viel Druck und ließen uns kaum Zeit zum atmen.“

Sehr zufrieden war der Trainer dagegen mit der OFC-Vorstellung nach der Pause. Für Frank Kastner, den der Trainer aus „Sicherheitsgründen“ in der Kabine ließ, weil er nach einer frühen Gelben Karte stark platzverweisgefährdet war, sorgte Thomas Winter für frischen Schwung. „Nach der Enttäuschung, nicht von Anfang an zu spielen, versuchte ich, alles zu geben“, sagte der 30jährige. „Und das war ganz o.k. heute.“ Lob gab es auch von Kapitän Oliver Roth: „Kompliment an die Einwechselspieler Winter und Vollmar. Sie haben ganz stark dazu beigetragen, daß wir neuen Schwung bekamen. Die 60er haben super gespielt, zum Glück aber nur ein Tor geschossen. Unsere Taktik war nach dem frühen 0:1 über den Haufen geworfen. Wir sahen nur zu, daß wir möglichst unbeschadet in die Pause kamen. Aufgrund der zweiten Halbzeit war der Sieg vollkommen verdient. Wir haben ein ganz, ganz schweres Auswärtsspiel gewonnen.“

Grundlage zum Sieg war die gute Abwehrleistung vor allem vor der Pause, als die Münchner, angetrieben vom starken Tom Stohn, die Kickers kaum aus der eigenen Hälfte kommen ließen. Rene Keffel zeigte einige hervorragende Paraden, Libero Paul Koutsoliakos machte die Löcher gut zu, Bernd Gramminger hatte den von Burghausen verpflichteten Torjäger Barlecaj gut im Griff, und die eigentliche Überraschung war der für die nächste Saison bereits aussortierte Lars Meyer, der nicht nur Turm in der Abwehrschlacht war, sondern nach der Pause auch ungeahnte Offensivstärken offenbarte. Immer wieder trieb er den Ball nach vorne und sorgte mit für den Umschwung.

Nach der Pause waren die Kickers eindeutig die Herren auf dem Platz. „Das waren drei wahnsinnig wichtige Punkte. Bei einer weiteren Niederlage wäre Platz zwei ganz weit weg gewesen“, sagte Trainer Boysen.

Thomas Winter: „Es war klar, daß die Münchner nicht 90 Minuten so durchspielen können. Auch die müssen, wie wir gegen Darmstadt, cleverer werden. Mit entscheidend war die Situation elf gegen zehn, das hat bei uns Kräfte freigesetzt.“

Komplimente für die Kickers gab es auch von „Löwen“-Coach Peter Pacult: „Der OFC hat in Überzahl ganz überlegt gespielt. Ab der 46. Minute waren wir nicht mehr auf dem Platz. “ Nun blicken die Kickersspieler dem Hessen-Derby gegen den SV Wehen entgegen. „Gegen Wehen werden mit Sicherheit einige Zuschauer kommen. Die müssen wir wieder mal zufriedenstellen“, fordert Oli Roth. Für Manager Klaus Gerster war der Sieg „lebensnotwendig und ein wichtiger Grundstein für eine gute Heimkulisse gegen Wehen“. Gerster bestätigte, daß der Vertrag mit Kapitän Roth nun endgültig um ein Jahr verlängert wurde. Trotz der vorhandenen Option mußten noch einige Details geklärt werden. So soll der Vertrag eine Ausstiegsklausel bei einem Kickers-Aufstieg in die 2.Liga enthalten.

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 20.04.98)


Mannschaftsaufstellungen:

TSV 1860 München AmateureKickers Offenbach
Heilmaier, Vollmer, Hornung, Schlüter, Kresin, Stohn (79. Szili), Gisinger, Fuchs (58. Mittelbach), Fröhlich, Barlecaj, Hasanovic (70. Gihtea). Keffel, Koutsoliakos, Gramminger, Meyer, Maier (79. Walz), Methfessel, Giersch, Kastner (46. Winter), Simon, Hartmann (76. Vollmar), Roth.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Maisel (Mistelgau)1:0 Schlüter (14./Foulelfmeter),
1:1 Roth (57.),
1:2 Vollmar (87.)
Fuchs, Vollmer, Schlüter, Fröhlich (1860) / Kastner, Koutsoliakos, Roth, Maier (OFC)Schlüter (68.)-800
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison '97/98
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Seite wurde am 20.04.98 aktualisiert