Regionalliga-Süd Saison'97/98

Der Wahnsinn hat einen Namen: Kickers Offenbach!

Aufstieg in die 2. Liga - jetzt ist alles machbar. Die Kickers waren auch in Augsburg nicht zu stoppen, gewannen vor 2500 Zuschauern 2:1.

Ein Sieg wie ein Erdbeben. Blitze, Donner, Wolkenbruch. Alle Elemente schienen sich gegen das Augsburger Rosenaustadion verschworen zu haben. Mit zehn Minuten Verspätung pfeift Schiedsrichter Wack das Spiel an. Da haben auch Augsburgs Bosse ein Einsehen mit den 1500 Kickers-Fans. Patschnaß dürfen sie unters Tribünendach.

Überm Stadion weiter Blitze und auf dem Rasen Feuer. 5:0 hatten die Puppen-Kisten-Kicker am Bieberer Berg gewonnen. Offener Kampf war angesagt.

Augsburg startet wie der Blitz. Gartmann trifft die Latte (10.) und Keffel leitet die Schüsse von Hoffmann (17.) und Eckstein (29.) ab.

Sein Gegenüber Kampa ist auch ein Meister. Simon (23.), Maier (33, und 37.) sowie Hartmann (40.) scheitern am Keeper. Dann die kalte Dusche. Der Ex-Frankfurter Eckstein schießt Augsburgs 1:0 (45.).

Aber nach dem Wechsel nur noch Regen. Für die Donnerschläge sorgen die Kickers. Trainer Boysen brinqt Vollmar für Meyer (57.) - und Tor-Blitze zucken. Winter überlistet Kampa nach Simons Flanke – 1:1 (70.). Und Roth verwandelt einen Foulelfmeter (Reichelt an Vollmar) zum 2:1 (72.). Ollies 15. Saisontreffer. Und jetzt haben die Kickers-Teufel mit dem 2. Platz den Aufstieg wieder selbst in der Hand.

(Bericht aus der BILD-Zeitung vom 02.05.98)

Das war eine Woche so ganz nach dem Geschmack der Offenbacher Kickers. Der so wichtige 2:1 (0:1)-Auswärtssieg beim FC Augsburg wurde versüßt durch die Ergebnisse der Konkurrenz. Fulda spielte beim Tabellenletzten Kirchheim nur Unentschieden, und der SSV Reutlingen verlor gar in Burghausen. Dazu, quasi als Zugabe, die Niederlagen von Tabellenführer SSV Ulm gegen SV Waldhof und bei Darmstadt 98.

„Jetzt hat Offenbach auch wieder Chancen auf den ersten Platz“, sagte Augsburgs Trainer Bobby Riedl unter dem Eindruck der aufopferunsgvoll kämpfenden Offenbacher Spieler und Fans.

Rund 1.500 hatten die Kickers nach Augsburg begleitet und im Rosenau-Stadion für eine Heimkulisse gesorgt. Und dies unter freundlicher Mithilfe des FCA-Präsidiums, das gegen den Rat der Polizei wegen des Dauerregens den Zuschauern erlaubte, von den Stehrängen auf die überdachte Sitztribüne zu wechseln. Manager Klaus Gerster bedankte sich ausdrücklich für diese Geste.

Es gab einiges zu feiern für die Kickers in Augsburg. Zunächst hatte es bei Blitz, Donner und heftigen Regenfällen nach einem Reinfall ausgesehen. Den Augsburgern gelang es immer wieder, die Kickers auszukontern, obwohl Trainer Hans-Jürgen Boysen seine Spieler vorgewarnt hatte. Schon in der Vorrunde hatte das Augsburger Konterspiel zur bitteren 0:5-Heimniederlage geführt.

Auch diesmal war es der ehemalige Nationalspieler Dieter Eckstein, den die OFC-Abwehrspieler, allen voran sein Bewacher Bernd Gramminger, einfach nicht unter Kontrolle brachten. Fast logisch, daß Eckstein Sekunden vor dem Halbzeitpfiff das 1:0 gelang. Für Trainer Boysen jedoch kein Grund, einen anderen Spieler mit der Bewachung Ecksteins zu betrauen. „Eckstein ist so ballsicher und erfahren, daß jeder andere mit ihm auch Probleme gehabt hätte“, sagte der Trainer später. Die Kickers mußten also bis zum Schluß mit der Gefahr leben, die der frühere Bundesligaspieler immer wieder inszenierte. Aber der überragende Rene Keffel bügelte vieles aus.

Doch in der zweiten Halbzeit ließen seine Kollegen immer mehr nach, und die Offenbacher übernahmen das Kommando. Kampfgeist und Zweikampfstärke des OFC setzten sich nun durch, auch die insgesamt bessere konditionelle Verfassung.

Dies drückte sich ganz deutlich bei der Entstehung der beiden Tore aus. Beim 1:1 in der 65. Minute konnte Stefan Simon von der linken Seite ungehindert flanken. Thomas Winter ließ dem künftigen Nürnberger Torwart Kampa keine Chance. In der 73. Minute drang der eingewechselte Dirk Vollmar in den Strafraum ein und wurde von Reichelt gefault. Ein Fall für Oliver Roth, der das sportlich und wirtschaftlich „goldene“ Elfmetertor erzielte.

Sportlich muß der Sieg im Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr) gegen die KSC-Amateure bestätigt werden. „Wir wollten unbedingt gewinnen und haben unsere Chance gewahrt“, sagte Boysen. Bei nur einem Punkt Rückstand auf Fulda werden die beiden letzten Heimspiele zu echten „Endspielen“ um den zweiten Platz. Die Mannschaft des FCA, der zuhause noch Tabellenführer Ulm erwartet, könnte dafür sorgen, daß die Prophezeiung des Trainers, für die Kickers gehe es noch um Platz eins, Wirklichkeit wird.

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 04.05.98)