Spielbericht vom 08.05.98 |
---|
Zittersieg der Kickers gegen KSC Hartmann und Winter trafen beim 2:1-Erfolg / Riesenjubel der 16000 / "Endspiel" in Sicht Riesenjubel aus 16 000 Kehlen nach dem Schlußpfiff. Nach dem vierten 2:1-Sieg in Folge, gestern abend gegen die Amateure des Karlsruher SC, benötigen die Offenbacher Kickers im letzten Regionalliga-Auswärtsspiel am kommenden Samstag bei Wacker Burghausen nur ein Unentschieden, damit es gegen Borussia Fulda zum Saisonschluß zu einem echten „Endspiel“ um Platz zwei kommt. Gefeiert wurden die Spieler gestern allerdings wie die Meister: Hunderte Zuschauer stürmten das Splelfeld und sorgten für italienische Verhältnisse auf dem Bieberer Berg. Überzeugen konnten die Kickers gestern abend lediglich in kämpferischer Hinsicht. Bei ihrem Zittersieg überwog allerdings der Schatten die lichten Momente. Doch das zählt in der jetzigen Phase der Saison nicht mehr. Jetzt sind nur noch Nerven gefragt. Herauszuheben aus der keineswegs überzeugenden Mannschaft waren gestern lediglich Patrick Dama und der Ex-Aschaffenburger Günter Maier. OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen: „Der psychische Druck war sehr hoch. Viel Hektik bestimmte das Spiel, das spannend bis zuletzt blieb. Das Publikum hat uns bravourös unterstützt, denn mit dem spielerischen Niveau war ich heute nicht zufrieden.“ Bei den Kickers mußte Lars Meyer aus taktischen Gründen auf die Bank, weil der KSC nur mit einer Sturmspitze spielte. Dafür kehrte Dama nach dreiwöchiger Verletzungspause ins Mittelfeld zurück. Doch die jungen Karlsruher Amateure dachten überhaupt nicht daran, sich zu verstecken. Von Beginn überraschten sie mit einer offensiven Ausrichtung und waren sehr oft in der Offenbacher Hälfte. Die Kickers fanden im Spielaufbau überhaupt nicht zu ihrem Rhythmus. Die Karlsruher „doppelten“ den ballführenden Offenbacher sofort. Gegen diese ,Sandwich-Taktik“ fanden die Kickers lange Zeit kein Rezept. Nur vereinzelt wurden Angriäsaktionen über die Flügel (Maier setzte Akzente) vorgetragen. Zwischen Mittelfeld und Angriff fehlte ein Bindeglied, so daß der große läuferische Aufwand ohne Ertrag blieb. Wie aus heiterem Himmel fiel in der 29. Minute der Führungstreffer für den OFC. Kurz hinter der Mittellinie überraschte Roth die unkonzentrierte KSC-Abwehr mit einem 30-Meter-Paß auf Hartmann, der frei vor dem nervösen Torwart die Nerven behielt und ins lange Eck verwandelte. Die Kickers setzten sofort nach. Nach einem weiten Einwurf verlängerte Roth per Kopf, und Thomas Winter köpfte aus sechs Metern ins kurze Eck zum 2:0 ein. Eine völlig überraschende Führung, die nicht lange hielt. Als Bernd Gramminger wegen einer Platzwunde an der Außenlinie behandelt wurde, herrschte Konfusion in der Deckung. Trainer Boysen warnte beim Eckball vergebens vor der Nummer zwei. KSC-Abwehrspieler Kolinger war völlig frei und schoß aus kurzer Entfernung zum 1:2 ein. Schon in Karlsruhe hatte er den entscheidenden Treffer zum 1:0-Sieg des KSC erzielt. Sofort wurden Erinnerungen an das 2:3 gegen Darmstadt wach, als die Kickers eine 2:0-Führung kurz vor der Pause verspielten. Diesmal hatten die Kickers Glück: Sie kassierten zwar das 2:2 (Bodenstein), doch der Schiedsrichter meinte es gut mit dem OFC, annullierte das Tor in der 43. Minute wegen Abseits. Eine umstrittene Entscheidung. Die Halbzeitpause kam für die Hausherren gerade rechtzeitig. Doch besser wurde es danach auch nicht. Die Verkrampfung löste sich nicht. Die Bälle wurden viel zu hektisch und ungenau nach vorne gespielt, von wo sie postwendend zurückkamen. Die Ordnung war völlig dahin. Auch die Einwechslungen von Vollmar und Giersch brachten keine Besserung, es wurde ein Zitterspiel bis zum Ende. Die Vorentscheidung für die Kickers verpaßte Dama, als er nach einem herrlichen Solo in der 70. Minute beim Abschluß den Ball knapp am Tor vorbeisetzte. Nach dieser Aktion wurde der sehr stark spielende Dama, der am Ende seiner Kräfte war, ausgewechselt. Damit hatten die Kickers ihr Auswechselkontingent erschöpft und mußten die letzten acht Minuten mit zehn Spielern auskommen, denn der eingewechselte Vollmar verletzte sich bei einem Sturz an der Hüfte und mußte mit der Trage in die Kabine gebracht werden. Mit einer nie erlahmenden Leidenschaft feuerten die Zuschauer die Kickers ununterbrochen an. Der OFC hatte diese Unterstützung dringend nötig, denn spielerisch war jegliche Linie längst verloren gegangen. Der Atem stockte den Zuschauern in der 89. Minute, als Libero Stefan Dolzer mit einem Leichtsinnsfehler einen Konter einleitete, doch Gorscak verzog freistehend aus acht Metern die letzte Karlsruher Chance. In der 91. Minute schoß Winter bei einem Konter den Ball knapp am langen Pfosten vorbei. (Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 09.05.98) |
Kickers Offenbach | Karlsruher SC Amateure |
---|---|
Keffel, Dolzer, Gramminger, Maier, Hartmann, Kastner (59. Giersch), Methfessel (46. Vollmar), Simon, Dama (74. Meyer), Winter, Roth. | Fischer, Hörner, Kolinger, P. Jung, Kritzer, M. Jung, Ollhoff, Bäumer (74. Baumgart), Hurle (62. Scharinger), D. Eller, Bodenstein (83. Gorscak). |
Schiedsrichter | Tore | Gelbe Karten | Gelb-Rote Karten | Rote Karten | Zuschauer |
---|---|---|---|---|---|
Greipl (Kirchdorf) | 1:0 Hartmann (29.), 2:0 Winter (32.), 2:1 Kolinger (41.) | Kastner, Roth (OFC) / Kolinger, M. Jung (Karlsruhe) | - | - | 16000 |