Regionalliga-Süd Saison'97/98


Spielpaarung:

Kickers Offenbach - Borussia Fulda
Endergebnis: 3:1 (0:0)


Spielbericht vom 21.05.98
3:1 ! Offenbachs Glück war Speth

Es war ein Jubel, als wären die Offenbacher Kickers gerade Deutscher Meister geworden.

17.44 Uhr gestern am Bieberer Berg. Tausende Kickers-Fans stürmen den Platz. Ein Fahnenmeer in Rot und Weiß. „2. Liga, wir kommen", steht auf einem Transparent.

Durch ein 3:1 gegen Fulda haben sich die Offenbacher auf den letzten Drücker noch Platz 2 in der Regionalliga erkämpft. 80 000 Mark Prämie kassiert die Mannschaft dafür, kann nun den Durchmarsch in die 2. Liga packen !

Doch was waren das wieder für 90 dramatische Minuten vor 22 000 Zuschauern (bester „Berg-Besuch“ seit dem Bundesliga-Auftritt von Bayern München vor 15 Jahren). 0:1 lag Offenbach hinten, es schien schon alles aus. Doch dann zeigten die Kickers Herz, kämpften und schlugen zurück. Oliver Roth zum 1:1 – und zwei späte Tore von Oliver Speth machten die rotweiße Glückseligkeit endgültig perfekt!

„Unter Flutlicht ist der OFC noch stärker", hatte Fuldas Trainer Bubu Knecht (bis 1983 Kickersspieler) einen Abendspiel-Termin kategorisch abgelehnt. Half nichts. Kickers-Manager Klaus Gerster machte seine Ankündigung wahr, ließ 18 Minuten vor dem Anpfiff die Lampen einschalten. Da war's 15.42 Uhr, taghell.

Dennoch die Gäste erst mal besser. Gegen nervöse Offenbacher hat Djappa schon nach 90 Sekunden das 1:0 auf dem Fuß, zielt rechts vorbei. Und Fulda bleibt dran. Nur gut, daß wenigstens Kickers-Schlußmann Rene Keffel hellwach ist: Tolle Fußabwehr, als Fladung (5.) frei vor ihm abzieht. Erste OFC-Chance erst nach 29 Minuten: Speth-Paß, Roth aus 14 m nur knapp rechts vorbei.

Dann der Schock! 52. Minute: Djappa setzt sich gegen Meyer durch, paßt auf den freistehenden Altin Lala, der Albaner drischt über Keffel hinweg ins Netz – 0:1, plötzlich ist die 2. Liga ganz weit weg. Doch die Kickers wären ja nicht die Kickers, wenn sie jetzt aufstecken würden...

Zehn Minuten später: Oliver Speth flankt von links, Oliver Roth steigt hoch, köpft ins lange Eck – 1:1, alles wieder drin.

Die Ereignisse überschlagen sich. Fuldas Freier verliert die Nerven, foult innerhalb von 60 Sekunden den schnellen Winter gleich zweimal – Gelb-Rot (67.)!

Die Kickers erhöhen weiter den Druck. Dann die 84. Minute: Wie Mario Basler im Pokaltinale zieht Speth einen Freistoß aufs Tor, vom Kopf des Fuldaers Fladung (soll heute in Offenbach unterschreiben) wird der Ball unhaltbar ins lange Eck verlängert. Zwei Minuten später die endgültige Entscheidung: Roth flankt von links, Speth köpft das 3:1!

Jetzt brechen alle Dämme. Fans klettern über den Zaun. Bundesliga-Schiri Bernhard Zerr (Ottersweier, pfiff auch das Flutlicht-Abbruch-Spiel letztes Jahr in Mannheim) unterbricht, droht sogar mit Abbruch. Nach zwei Minuten geht es weiter.

Dann ist endlich Schluß. Der große Jubel beginnt – und eine gaaaanz lange Nacht...

(Bericht aus der BILD vom 22.05.98)

 

König Otto: Ich drücke meinen Kickers die Daumen

Lauterns Meister-Trainer Otto Rehhagel erfuhr beim Spiel in Erfurt durch BILD vom Sieg seines Ex-Klubs: Ganz toll! Ich freue mich riesig, drücke den Kickers für die Aufstiegs-Runde ganz fest die Daumen. Denn Offenbach gehört wieder in die 2. Liga!"

Kickers-Kapitän Ollie Roth war überglücklich: Wir haben unser Ziel erreicht. Was jetzt kommt, nehmen wir gerne mit. Kompliment an Bernd Gramminger. Er hat Fuldas Torjäger Djappa total abgemeldet."

Towart Rene Keffel ging dem ganzen Trubel nach dem Spiel aus dem Weg und flüchtete in die Kabine: „Jetzt ist alles möglich."

Kickers-Idol Hermann Nuber: „Typisch Offenbach. Ich glaube an den Aufstieg, Hans-Jürgen Boysen - ist ein Super-Trainer. Die Mannschaft ist fit und im Rhythmus. Sie kann zu Hause jedes Spiel umbiegen."

Mittelfeldspieler Günther Maier: „Wir haben uns eine ganze Saison gequält, jetzt wollen wir auch den Aufstieg."

Kickers-Manger Klaus Gerüster: „Heute ging ein Traum in Erfüllung. Den genießen wir jetzt für ein paar Sekunden und stellen dann die Feierei ein. Unsere Konzentration gilt Siegen. Die Darmstädter brauchen sich keine Sorgen zu machen, sie steigen nicht ab. Denn wir steigen auf."

Torschütze Ollie Speth: „Ein tolles Gefühl, daß wir durch meine Tore die Relegation geschafft haben."

Fuldas Trainer Hanas-Peter Knecht „Ich muß Offenbach gratulieren, aber meine Mannsehalt war besser und verpaßte, den Sack zuzumachen."

(Bericht aus der BILD vom 22.05.98)

 

Sonntag geht's schon weiter

Ab sofort Alkoholverbot", hat Kickers-Trainer Boysen beschlossen. Morgen fährt er mit dem Team ins Tralningslager nach Haiger. Vorbereitung für eine ganz verworrene Aufstiegsrunde zur 2. liga.

Offenbachs Gegner: Sportfreunde Siegen (Zweiter der Regionalliga West/Südwest) und Hannover 96 oder TeBe Berlin. Die beiden Nord-Meister spielen bis Sonntag einen Direkt-Aufsteiger aus. Der Verlierer kämpft mit Siegen und den Kickers um den letzten Aufstiegs-Platz.

Am Sonntag (18.30 Uhr) treten die Kickers in Siegen an. Bei Unentschieden oder Niederlage empfangen sie am folgenden Wochenende Hannover oder TeBe. Gewinnen die Kickers in Siegen, spielen erst die anderen beiden gegeneinander. Offenbach träte erst am 6. Juni wieder an. Der Gesamtsieger der drei Spiele ist nächstes Jahr zweitklassik.

Noch verrückter: Sollten alle punkt- und torgleich sein, gibt's eine neue Runde – diesmal im K:O-System. Ein Glücks-Klub bekommt ein Freilos fürs „Finale", die anderen spielen den Gegner aus. Dann würde während der WM noch um den Zweitliga-Aufstieg gekickt. Tolle Planung...

(Bericht aus der BILD vom 22.05.98)

 

Kickers Splitter

Vatertags-Fahne
Großes Geschenk für die Kickers-Fans. Sponsor Portas schenkte vorm Spiel den Anhängern eine 180 Quadratmeter große Rollfahne.

Fußball-Bürger
Glücksbringer Oberbürgermeister Gerhard Grandke: „Wenn ich hier bin, verlieren die Kickers nicht." Am Sonntag will der SPD-Mann auch nach Siegen: „Ist doch selbstverständlich."

Klasse-Kasse
Der Rubel rollt. Rieseneinnahme für die Kickers. Mit Fernsehgeld (30 000 Mark) blieben über 260 000 Mark in der Kasse.

Karten-Rekord
Der Vorverkauf für das Siegen-Spiel ist rekordverdächtig. In einer Stunde waren 3000 Karten weg; Heute (ab 10 Uhr) geht s weiter. Und es gibt auch schon Karten für das Heimspiel gegen den Nord-Verlierer.

Super-Sender
Das hessen fernsehen bemüht sich, das Spiel am Sonntag aus Siegen zu übertragen.

Geschenk-Band
Mit neuer Kapitänsbinde lief Ollie Roth ein. Die alte war zu häßlich. „Die neue hat mir Stefan Simon geschenkt!"

(Bericht aus der BILD vom 22.05.98)

 

Coach Boysen als Tiefstapler

Ausnahmezustand auf dem Bieberer Berg. Nach dem Abpfiff des entscheidenden Hessenderbys stürmten 22 000 freudentrunkene OFC-Fans das Spielfeld, um ihre Mannschaft zu feiern. Durch einen 3:1-Sieg hat der Aufsteiger die Sensation perfekt gemacht, steht nach einem überragenden sportlichen Jahr in der Aufstiegsrunde zur zweiten Liga.

Für große Ausgelassenheit bleibt dem Team von Erfolgstrainer Hans-Jürgen Boysen allerdings keine Zeit. Bereits heute reist die Mannschaft nach Siegen ins Trainingslager. Dort bereitet sie sich auf die erste Aufstiegsrundenbegegnung (Sonntag, 18.30 Uhr) vor. Bei aller Euphorie warnt der OFC-Coach: "Wir sind in der Dreier-Runde klarer Außenseiter.

Bei den Gästen aus Fulda herrschte Frust: "So ist Fußball", gab sich Libero Oliver Happ enttäuscht. Die große Chance auf die Zweite Liga hatten die Borussen Es berichtet Holger Kliem nach einer 1:0-Führung selbst aus der Hand gegeben. Trotz des 1:3 lobte Trainer Knecht die Leistung seines Teams: "Wir sind eine absolute Spitzenmannschaft!" Der Coach will nun in der nächsten Saison das Ziel "Profifußball" verwirklichen, nachholen, was diesmal so knapp verpaßt wurde. Knecht über die Mängel, die er in seiner erst kurzen Amtszeit ausmachte: "Wir hatten einen großen Kader, aber es spielten immer die gleichen 13 Mann. Die Leistungsdichte war nicht gegeben."

Ob sich Borussia Fulda allerdings adäquat verstärken kann, bleibt offen. Der wirtschaftlich angeschlagene Klub hatte fest mit Zusatzeinnahmen aus der Relegationsrunde kalkuliert.

(Bericht aus dem KICKER vom 22.05.98)

 

"Jetzt steigen wir auf"
Kickers bestreiten am Sonntag (17:30 Uhr) erstes Aufstiegspiel in Siegen

„Ihr habt es wirklich verdient.“ Auch Fuldas Manager Horst Ruland reihte sich am Donnerstag in die lange Schar von Gratulanten bei Kickers-Trainer Hans-Jürgen Boysen ein. Mit dem 3:1-Sieg im Endspiel gegen Borussia Fulda krönten die Offenbacher Kickers ihre zweite - und vielleicht letzte Regionalliga-Saison. Für den OFC beginnt am Sonntag, 17.30 Uhr (Live-Übertragung im Hessen-Fernsehen), bei den Sportfreunden Siegen die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga.

„Jetzt ist alles möglich. Jetzt steigen wir auch auf“, jubelte OFC-Mittelfeldspieler Frank Kastner nach dem hochverdienten Erfolg vor 22 000 Zuschauern (nicht ganz ausverkauft) über Fulda, den die freudetrunkenen Fans wie die Deutsche Meisterschaft feierten. Unmittelbar nach dem Schlußpfiff strömten Tausende auf den Rasen, bejubelten die Mannschaft, die sich auf die Ehrentribüne „gerettet“ hatte.

84 Minuten lang war Borussia Fulda in der Aufstiegsrunde. Den Osthessen hätte ein Unentschieden genügt, weil Reutlingen in Mannheim 0:1 verlor. Nach Lalas 0:1 (52.) und den Aogleich durch einen Kopfball von Oliver Roth (63.) brachte eine Gelb-Rote Karte für den Fuldaer Manndecker Freier (zwei Fouls innerhalb von 60 Sekunden gegen den eingewechselten Winter) den entscheidenden Vorteil für die Kickers.

Bis dahin hatte Fulda das Spiel sicher kontrolliert. Selbst die sonst so enthusiastischen OFC-Fans wurden erst nach dem Platzverweis so richtig munter. In Unterzahl hatten die Gäste konditionell dem Sturmlauf der Kickers, die nun alles riskierten, nichts mehr entgegenzusetzen. Die schon fast legendäre Schlußviertelstunde brachte die Wende, zumal die Kickers bereits um 15.42 Uhr, wie von Gerster angekündigt, die Flutlichtstrahler angeschaltet hatten. Mit einem Freistoß (84.) und einem Kopfball (86.) avancierte Oliver Speth zum Matchwinner und sicherte der Mannschaft eine Prämie von 80000 Mark für das Erreichen der Aufstiegsrunde. Über eine Aufstiegsprämie wird noch einmal gesondert verhandelt.

Während in Offenbach am Vatertag eine rot-weiße Freudennacht gefeiert wurde, verordnete OFC-Trainer Boysen unmittelbar nach Spielpchluß „striktes Alkoholverbot für alle beim OFC unter Vertrag stehenden Spieler“. Den Kickers bleiben nur 72 Stunden Erholungszeit bis zum nächsten Endspiel. Die Sportfreunde Siegen konnten sich eine Woche lang in aller Ruhe auf das erste Entscheidungsspiel vorbereiten. Bereits gestern fuhr die Offenbacher Mannschaft ins Trainingslager – ausgerechnet nach Haiger. „Ich weiß nicht, ob die kurze Zeit zur Erholung ausreicht, aber ich kann versprechen, daß wir uns sehr teuer verkaufen werden“, meinte OFC-Trainer Boysen. Die angeschlagenen Dama (Bänderdehnung), Roth (Wadenprellung) und Simon (Bluterguß) werden in jedem Fall spielen können. „Wir freuen uns auf die nächste Zerreißprobe“, glaubt Boysen, daß der Sieg im Endspiel sogar neue Kräfte bei seiner Mannschaft freisetzt. Über die Aufstellung hüllt Boysen wie üblich den Mantel des Schweigens, doch schon sein Schachzug mit Speth zeigt, daß er sich nicht scheut, auch in entscheidenden Spielen mit Überraschungen aufzuwarten.

„Wir haben nur ein Etappenziel erreicht“, warnte Verteidiger Bernd Gramminger vor zu großer Euphorie. „Jetzt geht es erst richtig los.“

6300 Fans werden den OFC nach Siegen begleiten. Schon zwei Stunden nach dem Spiel gegen Fulda waren 3000 Karten verkauft. Das Spiel ist restlos ausverkauft. Eine Anfahrt ohne Eintrittskarte ist zwecklos. In Siegen prophezeihen sogar die Verantwortlichen bereits ein Chaos. Weil direkt neben dem Stadion ein Reitturnier stattfindet, stehen keine Parkplätze zur Verfügung. Im Stadion (Fassungsvermögen 22500 Zuschauer) gibt es keinen Zaun. Auf Bundesliga-Schiedsrichter Edgar Steinborn (Sinzig) wartet wohl eine heikle Aufgabe.

Der Deutsche Fußball Bund (DFB) hat gestern die Kickers nochmals eindringlich darauf hingewiesen, daß im Falle eines Spielabbruchs nicht der Platzverein, sondern der Verursacher verantwortlich gemacht wird. „Unsere Fans waren bisher immer fair. Das wird auch in Siegen so sein“, appelliert Manager Klaus Gerster an die Vernunft der Offenbacher Anhänger.

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 23.05.98)


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachBorussia Fulda
Keffel, Dolzer, Gramminger, Giersch (24. Meyer), Maier, Hartmann, Kastner (75. Ispir), Speth, Dama (58. Winter), Roth, Simon. -

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Zerr (Ottersweier)0:1 Lala (52.),
1:1 Roth (62.),
2:1 Speth (84.),
3:1 Speth (86.)
- (OFC) / - (Fulda)Freier (67.)-22000 (Ausverkauft !)
Alle Angaben ohne Gewähr


Abschlußtabelle Saison '97/98
Tabellenstand nach dem 34.Spieltag (21.05.98)
Spiele des OFC in der Rückrunde '97/98 mit Spielberichten
Alle Ergebnisse vom 34.Spieltag (21.05.98)
Alle Ergebnisse von älteren Spieltagen und Vorschau auf die nächsten
Ergebnisse Saison 1997/1998
Kickers Offenbach Homepage

Seite wurde am 23.05.98 aktualisiert