Regionalliga-Süd Saison'97/98

Der Höhenflug der Offenbacher Kickers wurde auch im Knü11-Gebirge nicht beendet. Im idyllischen Luftkurort Neukirchen untermauerte der Neuling seinen Ruf als Überraschungsmannschaft dieser Regionalliga-Saison. Mit einer überzeugenden Leistung verdienten sich die Offenbacher im Hessen-Derby beim SC Neukirchen in der Knüll-Kampfbahn ein l:l. Am Freitagabend kommt der SSV Ulm nach Offenbach. „Die Mannschaft hat das Feld bestellt für eine tolle Kulisse”, sagt OFC-Trainer Hans Jürgen Boysen. „Nach 8 000 Zuschauern gegen Reutlingen, 12 000 gegen die Bayern, rechne ich gegen Ulm mit 15 000 Zuschauern.” Schatzmeister Zang kann schon mal überschlagen, auf welche Einnahme die Kickers nach drei Heimspielen kommen.

„Jede Serie geht einmal zu Ende”, hatte Neukirchens Trainer Karl-Heinz Wolf die erste Saisonniederlage der Kickers vorausgesagt. Nach der Partie hörte sich das alles anders an. „Die Offenbacher haben mich überrascht, wie stark sie gespielt haben. Meine Mannschaft mußte alles geben, um wenigstens einen Punkt zu holen.” Während die Neukirchener sichtlich zufrieden waren, zeigten die Offenbacher zwiespältige Gefühle. Sollten sie sich nun freuen, daß sie weiterhin 1997 unbesiegt sind ? Oder sollten sie sich angesichts ihrer spielerischen Überlegenheit während der 90 Minuten über zwei vergebene Punkte grämen ?

Trainer Boysen war der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach. „Natürlich waren die Chancen vorhanden, um zu gewinnen, aber wir dürfen doch jetzt mit dem Punkt nicht unzufrieden sein !” Die Kickers bestätigten in Neukirchen, daß der Traumstart kein Zufallsprodukt war. Den frühen Rückstand in der 4. Minute durch den ehemaligen Kickers-Jugendspieler Walper steckten die Gäste unbeeindruckt weg. Ein Zeichen des immens gewachsenen Selbstvertrauens. Schon in der 11. Minute der Ausgleich. Simons Flanke aus vollem Lauf köpfte Methfessel im Flug unhaltbar ein.

Sein erstes Tor im rot-weißen Trikot beflügelte den Ex-Memminger zu einer überragenden Leistung. Methfessel war an allen gefährlichen OFC-Möglichkeiten beteiligt. „Mit dieser starken Vorstellung gehört Methfessel in jede Elf des Tages”, würdigte Boysen seinen Mann mit der Nummer 10. „Meine beste Leistung, seit ich in Offenbach bin”, urteilte Methfessel, der sich aber auch über die Szene in der 41. Minute ärgerte. Da lief er allein auf Torwart Hoffmeister zu, verschoß aber zu hastig. Auch Koutsoliakos hatte frei vor dem SCN-Tor nicht die nötigen Nerven (68.).

Die Kickers bestimmten das Spiel, Neukirchen konnte nur reagieren. Da die OFC-Abwehr wieder absolut souverän stand, mußte Torwart Keffel nur zwei, drei brenzlige Situationen bereinigen. Die Manndecker Gramminger und Giersch sowie Libero Dolzer hatten die Stürmer fest an der Kette. Bezeichnend, daß in dieser Saison noch kein gegnerischer Angreifer ein Tor erzielt hat. Im Mittelfeld hatten die Kickers die klarere Spielanlage, wirkten geordneter und ließen sich bis auf das 0:1 kaum überspielen. „Sehr kompakt und diszipliniert”, sah Neukirchens Trainer Wolf die Gäste, die nur ein Manko nicht wettmachen konnten. „Der letzte tödliche Paß hat gefehlt”, bemängelte Boysen fehlende Kaltschnäuzigkeit seiner Offensiv-Abteilung vor und im Neukirchener Strafraum.

„Wir können auswärts auch einmal mit einem Punkt zufrieden sein”, versuchte Methfessel die riesige Erwartungshaltung etwas zu dämpfen. Alle Sprüche von neuen Saisonzielen schiebt Boysen rigoros beiseite. „Der Klassenerhalt zählt. Nichts anderes. Wenn wir uns überhaupt ein neues Ziel stecken, dann frühestens in der Winterpause.”

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 25.08.97)