Regionalliga-Süd Saison'97/98


Spielpaarung:

Kickers Offenbach - SC Weismain
Endergebnis: 1:1 (1:0)


Spielbericht vom 12.09.97
SC Weismain zeigte dem OFC Grenzen auf
1:1 am Berg / 1:0-Führung durch Roth

Der erste Regen brachte den Offenbacher Kickers nur halben Segen. Vor 11 000 Fans (wiederum eine tolle, stimmungsvolle Kulisse) zog gestern abend der SC Weismain mit einem verdienten 1:1 in die fränkische Heimat ab. Diesmal fehlte den Kickers das berühmte Quentchen Glück, das ihnen in dieser Saison schon oft Pate stand. Zur Pause führte der OFC durch Oliver Roths Foulelfmeter in der 40. Minute mit 1:0. Zuvor war Patrick Dama bei seinem Spurt im Düsenjägertempo von Deißenberger von den Beinen geholt worden. Der Gästeausgleich fiel in der 61. Minute nach gelungenen Spielzügen über die linke Seite: Fred Klaus vollstreckte.

In einem offenen Schlagabtausch hatten die Kickers bis zum Schlußpfiff die etwas besseren Möglichkeiten, aber die enorm agilen Gäste blieben nie untätig, zeigten nicht die geringste Furcht vor dem Bieberer Berg. In der 74. und 75. Minute freilich mußte Weismain zweimal bangen, als Stefan Simon per Kopf aus fünf Metern nach Walz-Flanke am ganz langen Arm von Weismain-Hüter Todericiu scheiterte, Sekunden später hatte Oliver Roth ähnliches Kopfballpech nach Ispir-Vorarbeit. In einem kräftezehrenden Spiel aber ging es bis zum Schlußpfiff rauf und runter. Für neutrale Zuschauer sicher ein sehenswerter Fight, die OFC-Fans gingen erstmals in dieser Saison leicht enttäuscht nach Hause. So verwöhnt ist man mittlerweile in Offenbach. Weismain zeigte den Kickers Grenzen und den harten Regionalliga-Alltag auf.

Natürlich hatten die Optimisten den Rechenstift dabei: Ein OFC-Sieg hätte den Offenbachern zumindest für 48 Stunden die Tabellenführung beschert, nachdem die Kunde von der 1860er Niederlage in Burghausen eintraf. Für die Kickers blieb gestern das alte Fazit: Einer ist besser als keiner! Der Punkt wurde gegen einen unerwarteten starken Gast errungen, der seine „offensive Ankündigung” wahrmachte. Aber weiterhin bleiben die kickers als Neuling ungeschlagen und können diese fast sensationelle Serie am nächsten Samstag in Kassel durchaus halten. Dann ist auch der Ex-Aschaffenburger Günter Maier wieder dabei, der gestern abend im OFC-Mittelfeld arg vermißt wurde.

Stark bei den Kickers wie gewohnt Torwart Rene Keffel, mit seinen Taten in der ersten Halbzeit eigentlich der echte Retter des Kickers-Punktes. Dynamisch Bernd Gramminger, der den gefährlichen Licht öfters dunkel aussehen ließ. Dafür hatte Kai-Uwe Giersch mit der zweiten Weismainer Spitze, Josef Zinnbauer (echter bayrischer Name) weitaus mehr Arbeit. Verbessert im OFC-Mittelfeld Mittelfeld Michael Hartmann. Alexander Methfessel kämpfte und schuftete mit Sonderbeifall, bevor er in der 70. Minute „platt” gegen Islam Ispir ausgewechselt wurde. Frank Kastner, die hehre Säule im OFC-Mittelfeld, mußte zuviel Arbeit in der Defensive verrichten, weil der Druck der Franken aus dem Mittelfeld heraus manchmal gravierende Formen annahm.

OFC-Erlöser Oliver Roth hatte anfangs einen schweren Stand, wurde aber zusehends besser, verdiente sich eine sehr gute Zensur. Nach der Pause zog der vermeintliche „Nur”-Strafraum-Spieler Roth zweimal aus weiter Entfernung ab, daß die Heide wackelte. Links und rechts zischte der Ball am Tordreieck der Gäste vorbei.

Zur Story des Spiels gehört auch die erste Halbzeit. Hier flogen zwei Gäste-Freistöße (Kröner, Licht) knapp vorbei, Keffel mußte dreimal mit Bravour klären, während sein Gegenüber Todericiu fast nur Kurzarbeiter war.

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 13.09.97)

 


Weismain der bisher stärkste Gegner
Große Einigkeit: Kickers können mit 1:1 zufrieden sein / Trainer Boysen lobte Keffel

Nach acht Spieltagen noch ungeschlagen auf dem zweiten Tabellenplatz in der Fußball-Regionalliga Süd: Wer auf diese Bilanz des Aufsteigers Kickers Offenbach vor der Saison gewettet hätte, würde sich jetzt eine goldene Nase verdienen. So tat auch das 1:1 am Freitag gegen den SC Weismain nicht weh. Daß dieser Gegner der bisher stärkste war, darüber waren sich alle Experten einig. „Die ersten 45 Minuten gingen klar an Weismain”, gab Kickers-Trainer Hans-Jürgen Boysen zu. „Ich hatte die Hoffnung, mit der Führung und den Zuschauern im Rücken den Sieg heimzubringen, aber auch in der zweiten Halbzeit wurden wir in höchstem Maße gefordert und mußten auch mit einer Niederlage rechnen. Bei den freien Kopfbällen von Simon und Hartmann mußte zwar das 2:1 fallen, aber das 1:1 war gerecht. Ich habe zehn, zwölf Mannschaften beobachtet: Von der Spielanlage her war es das beste, was ein Gegner geboten hat.”

Weismains Trainer Matthias Fröba gab zu, daß er drei Punkte mitnehmen wollte, war aber auch mit einem Zähler zufrieden: „Der VfR Mannheim vor einer Woche war kein Maßstab; wenn man in Offenbach besteht, ist das einer. Beide Mannschaften werden der Liga und ihren Zuschauern noch viel Freude bereiten.”

Boysen begründete die hohe Fehlerquelle seines Mittelfeldes in der aggressiven Spielweise des Gegners, der „nicht auszuspielen war”. „Wer glaubt, daß der OFC gegen jede Mannschaft in dieser Klasse 20 Chancen herausspielen kann und viele Tore schießt, ist auf dem falschen Schiff. Wir müssen die positiven Aspekte sehen: Wir sind ungeschlagen, haben mit die wenigsten Gegentore bekommen (keine in der Schlußphase!) und mit die meisten geschossen.”

Einen Spieler hob Boysen hervor: Torwart Rene Keffel: „Er hat hochkonzentriert gespielt.” Keffel gab zu: „Gleich beim ersten Angriff hatte ich eine gute Aktion, das gibt Sicherheit. Zudem hat mich das Duell mit Marius gereizt. Bei aller Euphorie: Wir spielen weiter gegen den Abstieg, müssen erstmal 40 Punkte kriegen. Es wird viele Spiele geben, die auf der Kippe stehen, da entscheiden eins, zwei Fehler. Aber Lob für die Mannschaft: Alle kämpfen wie wahnsinnig.”

Auch Kapitän Oliver Roth bestätigte: „Unser Vorteil ist: Wir halten zusammen, stehen wie eine Eins. Lob auch an unser Trainergespann, die hängen sich voll rein, beobachten jeden Gegner ein- bis zweimal. Weismain war spielerisch sehr stark, aber wir hatten die besseren Torchancen. Bei uns gibt es zwei Elfmeterschützen, Frank Kastner und ich; ich habe mich gut gefühlt und gesagt: 'Ich mache die Kiste!' Aber mental sind wir nicht mehr so frisch.”

Oliver Roth hat sich 15 bis 20 Saisontore als Ziel gesetzt: „Aber wenn es nur zwölf werden und wir kommen unter die ersten Fünf, ist es auch in Ordnung. Der Mannschaftserfolg geht über alles. Es kitzelt einen schon, wenn man da oben steht.”

Der einmal mehr überragende Bernd Gramminger kann für sich verbuchen, daß sein Gegenspieler, Torjäger Sascha Licht, ohne Erfolgserlebnis blieb: „Aber der war sehr stark, den durfte man nicht aus den Augen lassen. Weismain hat von hinten heraus gut harmonisiert.” Libero Stefan Dolzer war ebenfalls mit dem 1:1 zufrieden, mit seiner eigenen Leistung aber nicht: „Es ist traurig, wenn man wieder 1:0 führt und nicht gewinnt. Jeder ist aber überglücklich über unsere Bilanz; seit dem 22. November haben wir kein Punktspiel mehr verloren, damit hätte keiner gerechnet. Aber wir sind als Mannschaft gewachsen, sind alle miteinander befreundet, jeder ist für jeden da.”

Stefan Simon gab nach seiner verletzungsbedingten Pause zu, daß er gegen Ende platt war: „Das war eins unserer schwächeren Spiele. Wir kamen nicht so ins Spiel, hatten aber ein sehr starkes Team gegen uns. Bei meiner Chance mußte ich den Ball direkt nehmen, damit er nicht wegspringt, weil er Drall hatte.” Zufrieden war Weismains Keeper Marius Todericiu (Ex-OFCler): „Bei Simon habe ich toll reagiert, bei Hartmann hatte ich Glück, stand instinktiv richtig. Ich komme immer gerne nach Offenbach zurück, die Stimmung ist einmalig.”

Kickers-„Vize” Prof. Ulf Tunn: „Heute war mehr drin. Selbst bei unseren Siegen hatten wir nicht solche hochkarätigen Chancen. Insgesamt läuft es aber optimal, darauf läßt sich aufbauen. Die Erwartungen der Fans werden sich mit dem gegenwärtigen Gesamtkonzept erfüllen lassen.”

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 15.09.97)


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachSC Weismain
Keffel, Dolzer, Gramminger, Giersch, Koutsoliakos (60. Walz), Hartmann, Kastner, Methfessel (70. Ispir), Dama, Roth, Simon. Todericiu, Siegl, Gröger, Deißenberger (77. Gerd Klaus), Dippold, Kramer, Fred Klaus, Kröner, Skoric, Licht (88. ?), Zinnbauer (77. Bartulovic).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Dehmelt (Sasbachwalden)1:0 Roth (40. Foulelfmeter),
1:1 Klaus (61.)
Koutsoliakos, Dolzer, Kastner, Kramer, Deißenberger, Fred Klaus--11000
Alle Angaben ohne Gewähr


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