Regionalliga-Süd Saison'97/98


Spielpaarung:

Kickers Offenbach - FC Augsburg
Endergebnis: 0:5 (0:2)


Spielbericht vom 24.10.97
Kein Trübsal nach erster Niederlage
0:5 gegen Augsburg / Kampfgeist ungebrochen

Einmal mußte sie kommen, die erste Saison-Niederlage der Offenbacher Kickers. Daß sie gestern abend mit 0:5 (0:2) gegen den „Nobody” FC Augsburg ziemlich deftig ausfiel, dazu auch noch auf dem „heiligen Bieberer Berg” unter Flutlicht, trübte leicht das nunmehr schon fast gewohnte Stimmungsbild der wiederum prächtigen Kulisse (etwa 12000). Von größerer OFC-Trauer aber konnte keine Rede sein. Und von einem normalen Spiel auch nicht. Selbst nach dem 0:3-Rückstand (52. Minute) ebbten die heißen Anfeuerungsschreie nicht ab. Je länger die Kickers aber dann torlos blieben, um so kleiner wurde die Zahl deg Noch-Optimisten. Die Augsburger konnten im Endspurt dann schalten und walten, wie sie wollten. Nach dieser ersten Kickers-Panne 97/98 (letzte Punktspiel-Niederlage am 22. November 1996) braucht aber noch lange nicht der graue Regionalliga-Alltag einzukehren. Die nächsten Wochen werden aufzeigen, ob es sich um einen schlimmen Betriebsunfall mit Folgen handelte. Vielsagende Statistik am Rande: Es gab gestern abend keine Gelbe Karte !

Die Kickers lagen zur Pause mit 0:2 zurück, hatten bis dahin prächtig, aber unglücklich gekämpft. In der 45. Minute flog ein Hammer von Oliver Speth an den Innenpfosten des Gästetores – prallte ins Feld zurück. Augsburg nutzte cool seine wenigen Möglichkeiten, hatte beim 0:2 (36.) das Pfostenglück, das den Kickers versagt blieb. Rank konnte genüßlich abstauben. Ab der 17. Minute führten die Augsburger durch den Pfiffikus Eckstein, der eine Verletzungspanne von Gramminger zum Solo nutzte und profihaft abschloß.

Was aber war in den ersten 45 Minuten im Augsburger Strafraum los ! Da ging es manchmal drunter und drüber. Zweimal wurden Kickers-Chancen auf der Linie zunichte gemacht, in den anderen heißen Szenen erhob sich Augsburgs Hüter Darius Kampa zum besten Mann des Feldes (super gegen Stefan Simon in der 18. Minute). Als Kampa in der 24. Minute endlich geschlagen schien, stand Oliver Roth in der Flugbahn des Balles, fälschte ab. Wohin ? In Kampas Arme !

Das 0:3 in der 52. Minute durch Eckstein war schließlich der Knackpunkt, weitere Augsburger Treffer in der 76. und 78. Minute nur noch Formsache. Aber wieder hatten die Kickers nach dem 0:3 noch allerhand Möglichkeiten. OFC-Abwehrspieler Bernd Gramminger: „Wenn dieses Spiel 5:5 ausgegangen wäre, hätte sich Augsburg nicht beschweren dürfen. Es war ein verrücktes Spiel.” Der große Kämpfer Oli Roth: „Wenn schon, dann richtig. Wir hatten im letzten halben Jahr soviel Dusel, da mußte auch so etwas einmal kommen.” Erfolgstrainer Jürgen Boysen sah es so: „Uns fehlte heute die gewohnte Entschlossenheit in der Defensive.”

Pech für die Kickers bereits nach 13 Minuten: Alexander Methfessel, Mann mit Kämpferherz, schied bei einer geglückten, aber dennoch unglücklichen Abwehraktion mit einer Zerrung aus.

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 25.10.97)

 


Fünf Dolchstöße in's rot-weiße Kickers-Herz

Kickers Offenbach - FC Augsburg 0:5

Irgendwie kam man sich am Freitagabend wie im falschen Film vor ! Kickers Offenbach unterlag dem FC Augsburg vor über 12.000 Zuschauern mit 0:5. Es war schon komisch, denn dieses Ergebnis spiegelt nicht das Geschehene auf dem Rasen wieder. Man hatte als Zuschauer nicht das Gefühl, daß die bayerischen Gäste sooo viel besser wären, nein, ein 5:5-Unentschieden wäre auch zu vertreten gewesen.

Vorbereitung in Kleinostheim
Die Augsburger waren schon am Freitagvormittag zu ihrem Ausflug nach Hessen aufgebrochen, gastierten in Kleinostheim, (Trainer Hubert Müller dazu: "So was können wir uns normalerweise finanziell überhaupt nicht erlauben") trainierten um die Mittagszeit noch einmal und waren um 19.30 Uhr voller Tatendrang auf dem Platz. "Wir sind gekommen um zu gewinnen" sagte Trainer Müller, und er sollte sich schnell bestätigt sehen. Dieter Eckstein, Ex-Bundesliga-Piofi unter anderen in Frankfurt und Nürnberg trickste Gramminger aus, auch Libero Dolzer wurde umkurvt, Torhüter Keffel hatte letztlich keine Chance. Stichwort Dolzer: Er hatte am Freitag einen rabenschwarten Tag erwischt. Auch beim zweiten Augsburger Treffer hatte der OFC-Libero seinen Anteil: "Er hätte nur den Ball wegköpfen sollen" sagte sein Trainer Hans-Jürgen Boysen, er tat es nicht und den Abpraller vom Pfosten schubste Werner Rank ins Tor.

Rückstand, egal, die Fans feierten
0:2 Rückstand, wie vor zwei Wochen gegen 1860 München, na und ! Die "Unbesiegbaren" sollten doch nur die dicken Tormöglichkeiten verwandeln, dann wird schon nichts passieren, so oder so ähnlich waren die Pausengespräche im Stadion. Chancen und Möglichkeiten gab's genug bis zur Halbzeit, doch "das aufgepumpte Leder" wollte nicht in Gegners Tor. Dieter Eckstein riß durch das dritte Augsburger Tor alle OFC-Fans in’s Tä1 der tränen ! Aber einmal mehr trotzen die Fans im Block zwei allen Vorgaben: Jubelgesänge ohne Ende hallten über den Bieberer Berg. Es ist schon eimnalig das "feeling Bieberer Berg". Solche Fans, zumindest so wie in dieser Saison, kann sich jeder Verein nur wünschen.

FC Augsburg - eiskalt !
Doch leider war es noch nicht zu Ende mit den Dolchstöße direkt ins rot-weiße OFC-Herz. Die Kickers bemühten sich, kämpften, donnerten auf's Augsburger Tor, doch das war wie vernagelt. Mehr als fünf sogenannte Hundertprozentige fischte Torhüter Darius Kampa und gleich viermal rettete ein Augsburger kurz vor oder sogar schon auf der Linie. Mit Hurra in’s Verderben, so spielten die Offenbacher. Zwei klassische Konter führten zum deprimierenden Endergebnis von 0:5. "Lieber einmal 0:5, als fünfmal 0:1 sagte OFC-Trainer Boysen, zwar mit einem Lachen auf dem Gesicht, doch so richtig wohl war ihm nicht, denn er weiß, jetzt ist er mit seinem Co-Trainer Stephan Gross gefordert, die, OFC-Flamme am brennen zu halten.

(Bericht aus der Prima-Sonntag, Aschaffenburg vom 26.10.97)

 


Wie schnell steckt OFC höchste Hei iederlage seit 1960 weg ?

Kickers – Trainer Boysen: „Keine Resignation nach 0:5 gegen Augsburg”

Bernd Gramminger spielt seit 13 Jahren in der Oberliga, Regionalliga und 2. Bundesliga. Aber an ein ähnliches Spiel wie am Freitagabend auf dem Bieberer Berg kann sich der OFC-Verteidiger „beim besten Willen nicht erinnern”. 80 Minuten lang stürmten die Offenbacher Kickers auf das Tor des FC Augsburg, verschleuderten ein Dutzend klarer Torchancen – und kassierten mit 0:5 die höchste Heimniederlage seit 37 Jahren. „Zum Glück haben wir keinen Elfmeter bekommen”, meinte Gramminger, „den hätten wir bestimmt auch nicht reingebracht”.

Es war typisch für dieses verrückte Spiel, daß Augsburgs Trainer Hubert Müller nicht seine zweifachen Torschützen Eckstein und Rank oder seinen glänzenden Spielmacher Sajaia besonders lobte, sondern seinen Torwart Kampa, „der überragend gehalten hat.” Müllers Spielanalyse war so banal, wie das Spiel gelaufen ist. „Wir haben hinten dicht gehalten, vorne haben unsere Stürmer an der Mittellinie auf Bälle gewartet. Irgendwie waren wir dann die Mannschaft, die die Tore gemacht hat.”

„Ein 0:5 zuhause ist zwar wie ein Schlag ins Gesicht, aber wir waren einfach reif für die erste Niederlage”, meinte Kickers-Trainer Jürgen Boysen, dem natürlich in den letzten Wochen auch nicht entgangen war, daß einige Punkte sehr glücklich gehamstert wurden. Es ist symptomatisch für den Saisonverlauf, daß es auf dem Bieberer Berg passiert ist. Die Kickers spielen vor der zweitligareifen Kulisse lange nicht so kühl und überlegt wie auswärts. Auf eigenem Platz kommt die Zweikampfstärke, gerade im Deckungsbereich, nicht so zur Geltung wie bei Auswärtsspielen. Auch der Spielaufbau verläuft oft zu hektisch. Bezeichnend, daß sich die Spieler im Übereifer sogar verletzen. Nach Walz erwischte es diesmal Methfessel (Leistenzerrung). Die Atmosphäre im Stadion treibt die Kickers-Spieler bisweilen „zu unüberlegten Attacken”, so Trainer Boysen, die ein abgezockter Gegner eiskalt ausnutzt.

In sechs Heimspielen konnten die Kickers dreimal einen Rückstand wettmachen, gegen 1860 München sogar ein 0:2. Gegen Augsburg ging nichts mehr. „Fußball ist nicht nur rennen und kämpfen oder mit Herz spielen. Wir haben diesmal zuwenig den Kopf benutzt”, kritisierte Boysen, nahm aber seine Spieler („Auch ich habe alles falsch gemacht”) auch in Schutz. „Man wird bei dieser Stimmung und Kulisse einfach mitgerissen.”

Beim nächsten Kickers-Auswärtsspiel am Sonntag bei den Amateuren des Karlsruher SC muß sich zeigen, welche Folgen die 0:5-Pleite hat. War es ein einmaliger Ausrutscher, den der OFC mit seiner Auswärtsstärke (seit einem Jahr unbesiegt) wettmachen kann ? Oder zeigt die Bilanz der letzten acht Spiele (nur zwei Siege), daß beim Neuling wieder die Normalität einkehrt ? Schließlich hatten die Kickers in den letzten drei Jahren immer im Herbst ihre Probleme. „Ich bin überzeugt, daß wir das 0:5 schnell wegstecken”, sagt Boysen. „Bei uns wird jetzt keine Resignation einkehren.”

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 27.10.97)

 


VfB Stuttgart gewann 1960 5:0 beim OFC

Die Suche im Archiv dauerte lange, sehr lange. 37 Jahre muß man zurückblättern, um eine 0:5-Heimniederlage der Offenbacher Kickers zu entdecken. Am 24. April 1960 war es der VfB Stuttgart, der im Punktspiel der damaligen Oberliga Süd die Offenbacher Kickers (Trainer war Bogdan Cuvaj) auf dem Bieberer Berg mit 5:0 deklassierte. Ähnlich hohe Niederlagen erlebten die Kickers seitdem nur in der l. Bundesliga. 1:5 gegen den 1. FC Koln (1976), 0:4 gegen den Hamburger SV (im Abstiegsjahr 1984), 3:7 gegen Werder Bremen (1984). Nach dem Abstieg aus der Bundesliga datiert die höchste Heimniederlage vom 10. März 1995: 0:3 gegen Regionalliga-Meister Stuttgarter Kickers.

(Bericht aus der OFFENBACH-POST vom 27.10.97)


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachFC Augsburg
Keffel, Dolzer, Gramminger, Giersch, Maier, Speth, Kastner (64. Ispir), Methfessel (13. Hartmann), Dama, Roth, Simon. Kampa, Gartmann, Dörr (30. Henrich), Reichelt, Pauker (65. Schlecht), Burghartswieser, Agu, Sajaia, Müller, Rank, Eckstein (77. Fischer).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Frey (Neu-Ulm)0:1 Eckstein (17.),
0:2 Rank (36.),
0:3 Eckstein (52.),
0:4 Rank (76.),
0:5 Sajaia (78.)
---12000
Alle Angaben ohne Gewähr


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