2.Bundesliga Saison 1999/2000

Kickers Offenbach - FC St.Pauli
Endergebnis: 0:1 (0:0)


Spielbericht vom 24.03.2000 - Anstoß: 19:00 Uhr
0:1 - Schockzustand in Offenbach

Offenbach. Schockzustand in Offenbach: Nach der 0:1-Niederlage gegen St. Pauli herrschten Ratlosigkeit und Kopfschütteln bei Kickers-Spielern und Verantwortlichen und einem Großteil der 18 000 Zuschauer vor. "Unsere Chancenverwertung war mehr als mangelhaft", zog der konsternierte OFC-Coach Peter Neururer Bilanz.

Zum entscheidenden Spiel um den Klassenerhalt in der Zweiten Fußball-Bundesliga hatten die Offenbacher Kickers das Heimspiel gegen den Konkurrenten aus Hamburg hochstilisiert. "Wer verliert, steigt ab", prognostizierte OFC-Manager Klaus Gerster vor dem Duell des Fünfzehnten gegen den Vierzehnten. Entsprechend motiviert starteten die Kickers in die Begegnung. Die zuletzt angeschlagenen Simon und Dama kehrten in die Start-Elf zurück. Bereits nach neun Minuten ging ein Kopfball von Dolzer nur knapp daneben. Der finanzschwache FC St. Pauli agierte zunächst defensiv. Trainer Dietmar Demuth hatte wie schon in der Vorwoche beim 1:1 gegen Mannheim mit Klasnic nur eine nominelle Spitze aufgeboten, zusätzlich auf den Ex-Frankfurter Wolf und Lotter in der Anfangs-Elf verzichtet. Die Kickers waren ständig im Vorwärtsdrang, doch die oftmals zu hektisch vorgetragenen Angriffe endeten ohne Torerfolg. So vergab allein Neuzugang Gaißmayer drei Mal (21., 27. und 45. Minute) aus kürzester Distanz vor FC-Keeper Wehlmann. Rückschlag für Offenbach: Der OFC-Mittelfeldorganisator Schmidt musste in der 44. Minute angeschlagen ausgewechselt werden; der bis zu diesem Zeitpunkt agile Kapitän hatte sich den rechten Knöchel verletzt. In der zweiten Hälfte startete Offenbach mit Offensivdruck. St. Pauli, kämpferisch engagiert, zog sich mehr und mehr zurück, fand bei vereinzelten Vorstößen kein Durchkommen durch die dichtgestaffelte OFC-Abteilung. Dann der Schock für die dominierenden Kickers: Der zwei Minuten zuvor eingewechselte Trejgis trifft nach beherztem Solo zum 0:1 (65.). Offenbach versuchte es fortan mit Brechstangenfußball; St. Pauli verteidigte mit allen Mannen und rettete den glücklichen Sieg über die Zeit.

(Von Holger Kliem, Frankfurter Neue Presse)  

 

Nach 0:1 gegen St. Pauli herrscht bei Kickers "geballter Frust"
Binz und Schmidt verletzt / Li Bing löst Vertrag auf

Am Samstagmorgen, wenige Stunden nach der bitteren 0:1-Heimniederlage gegen den FC St. Pauli, wollte es Peter Neururer bereits ganz genau wissen. Und so unterbreitete der Trainer des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach seiner Mannschaft auch ein durchaus verlockendes Angebot. Wer trotz des Vier-Punkte-Rückstands auf das rettende Ufer nicht mehr hundertprozentig an den Klassenerhalt glaube, so erklärte Neururer seinen Spielern, könne sofort getrost frei nehmen und nach Hause gehen, um dort bis zum Saisonende sein Gehalt zu kassieren.

Möglich, dass der ein oder andere Akteur kurzzeitig daran dachte, fluchtartig die Kabine zu verlassen, doch gegangen ist dann letztlich niemand. Und das, obwohl die Stimmung am Tag nach der Niederlage verständlicherweise alles andere als gut war. "Auf dem Trainingsgelände herrschte absolutes Stillschweigen", berichtet Neururer. Jedem einzelnen Akteur habe er den "geballten Frust" über die Leistung des Vorabends angemerkt. Aber er werde schon dafür sorgen, dass sich die Laune schon bald wieder bessere. "Wer, wenn nicht ich, muss jetzt in Optimismus machen?", fragt Neururer. Denn wenn auch er die Hoffnung aufgeben würde, wäre der Abstieg beschlossene Sache.

Unverständlich wäre es allerdings nicht, wenn Peter Neururer nach der Pleite gegen den direkten Kontrahenten aus St. Pauli und dem somit verpassten Sprung auf einen Nicht-Abstiegsplatz die Flinte ins Korn schmeißen würde. Denn immerhin hatte Klaus Gerster bereits vor der Partie kundgetan, dass er fest davon überzeugt ist, dass der Verlieren des Spiels auf jeden Fall absteigen muss. "Eine ziemlich unbedachte Äußerung" des Managers, wie Neururer findet, die es gelte, in den kommenden Wochen zu widerlegen. Immerhin seien noch zehn Spiele, also fast ein Drittel der Saison zu absolvieren. "Dreißig Punkte sind noch zu vergeben und somit ist weiterhin alles drin."

Jedoch muss auch der Gewohnheits-Optimist einräumen, dass der Klassenerhalt nur noch "sehr, sehr schwer" zu schaffen sein dürfte. Zum einen, weil die Kickers gegen St. Pauli einmal mehr auch die besten Tormöglichkeiten ungenutzt ließen, zum anderen, weil nunmehr auch das Verletzungspech auf dem Bieberer Berg Einzug gehalten hat. So werden in Manfred Binz und Lars Schmidt zwei wichtige Leistungsträger längerfristig auszufallen. Der Libero zog sich einen Außenbandriss im Knie zu und muss wohl vier Wochen pausieren, während Schmidt, der an einem Faserriss und einer Kapselverletzung im Fuß laboriert, zumindest nicht für die Auswärtspartie beim 1. FC Köln zur Verfügung stehen wird. "Das ist ein herber Schlag für uns. Ich kann nur hoffen, dass wir von weiteren Verletzungen verschont bleiben", sagt Neururer. Ansonsten werde die Situation nämlich nahezu aussichtslos, da er "Fußball-Trainer und eben kein Zauberer" sei.

Leichter zu ersetzen dürfte hingegen Li Bing sein. Der Vertrag des seit Wochen schwach aufspielenden Chinesen, der erst im Januar zum OFC wechselte, wurde bereits vor der Partie gegen St. Pauli "in beidseitigem Einvernehmen" (Neururer) aufgelöst. "Er ist zuletzt immer schlechter geworden. Deshalb wollte ich ihn nicht mehr berücksichtigen", erklärt der Coach.

An einem weiteren Spieler, der zuletzt heftiger Kritik ausgesetzt war, will Neururer hingegen festhalten: Goran Curko. Der Torhüter hatte sich gegen St. Pauli erneut einige seiner "spielerischen" Einlagen geliefert und somit für reichlich Unruhe in der Abwehr und laufstarke Rufe der Fans nach Ersatzmann Rene Keffel gesorgt.

Eine Forderung, der der OFC-Trainer allerdings nicht nachgeben. "Für mich steht Goran Curko außerhalb jeder Kritik", stellt er mit Nachdruck fest. Es seien nämlich unbedachte Rückpässe gewesen, die den Torhüter immer wieder in brenzlige Situationen gebracht hätten. Deshalb werde er dem Keeper ebenso wie dem zweiten Opfer der "öffentlichen Hetzkampagne", Holger Gaißmayer, weiterhin den Rücken stärken, damit die beiden zu ihren sportlichen nicht auch noch "psychologische Probleme" bekommen.

Denn die, so meint Neururer, können die moralisch-angeknacksten Kickers derzeit nun wahrlich nicht gebrauchen.

(Von Stephan Brause, Frankfurter Rundschau)  

 

Der OFC nähert sich wieder der Regionalliga
Li Bing muss gehen

Offenbach. Nach dem 0:1 gegen den FC St. Pauli ist der Fußball-Zweitligist Kickers Offenbach dem Abstieg in die Regionalliga wieder ein Schritt näher gekommen. Der direkte Konkurrent aus Hamburg vergrößerte seinen Vorsprung auf den OFC auf vier Punkte. Am kommenden Samstag muss das Team von Trainer Peter Neururer zum Spitzenreiter 1. FC Köln, könnte im schlimmsten Falle jeglichen Kontakt zum rettenden Ufer verlieren.

"Kein Grund zur Panik, wir stehen wieder auf", verbreitete Neururer dennoch unentwegt Optimismus. Doch die Stimmung rund um den Bieberer Berg sinkt. So hatte Neururer vor der Begegnung gegen St. Pauli von "einer Spitzenmoral und ungebremstem Siegeswillen" gesprochen. Die Realität sah anders aus: Der OFC zelebrierte sich vor dem Anpfiff selbst, war jedoch zu keiner Zeit in der Lage, die wichtigen drei Punkte, die den Sprung aus den Abstiegsrängen bedeutet hätten, zu erreichen. Zwar dominierte die heimische Elf die Gäste, doch mit einer katastrophalen Chancenverwertung und schlecht eingespielten Standardsituationen stellte sich Offenbach selbst das Bein. Nun kommt es für Neururer ganz hart. Zur sportlichen Misere brechen ihm auch noch die Stützen des Teams weg. In Köln fallen Vladoiu (gelb-gesperrt), Schmidt (Sprunggelenkverletzung) und Binz (Außenbandriss) aus. "Kann man nicht ändern, jetzt müssen andere ran", bastelt Neururer bereits an der neuen Startformation, bei der aller Voraussicht nach Dolzer den Part des letzten Mannes übernehmen wird. Li Bing steht als Ersatz im Sturm jedenfalls nicht mehr zur Verfügung, der Neuzugang - er kam in der Winterpause - geht wieder nach China zurück. Die Kickers und der 31-Jährige lösten am Wochenende den Vertrag auf. "Er hatte zu große Probleme, vor allem was die Verständigung betraf", lautete die Begründung von Vereinsseite. Vor dem Absprung scheint auch der in der Kritik stehende Torwart Goran Curko zu sein. Der vom VfB Leipzig bis zum Saisonende ausgeliehene Serbe wird von Arminia Bielefeld umworben. In Offenbach sinken Curkos Aktien ohnehin. Gegen St. Pauli forderten die Fans lautstark Ersatzkeeper René Keffel. Die selten fehlerfreie Spielweise von Curko stößt dem Kickers-Anhang bitter auf.

(Von Holger Kliem, Frankfurter Neue Presse)  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachFC St.Pauli
Curko - Binz - Kolinger, Dolzer - Maier (63. Grevelhörster), Schmidt (44. Dietmar Roth), Bundea, Simon, Dama (79. Sohler) - Vladoiu, Gaißmayer. Wehlmann - Stanislawski - Puschmann, Tsoumou-Madza - Gerber (63. Trejgis), Hanke, Polunin, Staczek, Rahn - Klasnic (90. Bajramovic), Karaca (70. Pereira).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Blumenstein (Berlin)0:1 Trejgis (65.) Vladoiu, Curko, Dama (OFC) / Stanislawski, Tsoumou-Madza, Klasnic, Staczek, Trejgis, Polunin (St.Pauli)--18500
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 1999/2000
Alle Ergebnisse vom 24.Spieltag (24.03.- 27.03.2000)
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Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
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Tabellenplatzstatistik Saison 1999/2000
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