2.Bundesliga Saison 1999/2000

Kickers Offenbach - Energie Cottbus
Endergebnis: 1:2 (0:1)


Spielbericht vom 21.05.2000 - Anstoß: 15:00 Uhr
Cottbus besiegelt für OFC Abstieg in Regionalliga

Offenbach. Das monatelange Leiden, Zittern, Bangen und auch Hoffen hat ein Ende. Gestern um 16.49 Uhr war der Abstieg der Offenbacher Kickers aus der 2. Bundesliga besiegelt. 1:2 gegen Energie Cottbus, die siebte Heimniederlage war die letzte in der 2. Bundesliga. Mit einem Sieg bei Fortuna Köln könnten die Kickers noch zu Platz 14 aufschließen, aber das katastrophale Torverhältnis (-20) lässt nicht die geringste Hoffnung aufkeimen. Auf dem Bieberer Berg hatten sich Spieler, Verantwortliche und Zuschauer mit dem Abstieg abgefunden.

Wieder einmal haben die Kickers im entscheidenden Spiel versagt. Die Konkurrenz hat für den OFC verloren. Aber die Chance wurde nicht genutzt. Die "big points" haben die Offenbacher immer abgegeben. In der Vorrunde gegen Mannheim und Mönchengladbach (1:1 in der 90. Minute), dann gegen St. Pauli, Stuttgart und gestern gegen Cottbus. Die 14. Niederlage, ein Spiegelbild der Saison. Mangelnde Durchschlagskraft im Sturm, der obligatorische individuelle Fehler beim 0:1 - wieder ein Kopfball nach Freistoß - und dann ein vergebliches Aufbäumen. Viel Kampf und Leidenschaft, aber das allein reicht nicht für die 2. Bundesliga.

Zentimeter fehlten den 90 Minuten überlegenen Kickers bei Stohns Freistoß an den Pfosten (17.) zur Führung. Als sich Binz und Schmidt nicht einig waren, köpfte Schröder das 0:1. Mit Dietmar Roth patzte der dritte Routinier beim 0:2, als er beim Konter die Abseitsfalle aufhob und gegen Röklund zu spät kam. Ein falscher Elfmeterpfiff (Jesse gegen Oliver Roth) des schwachen Schiedsrichters bescherte Simon die Chance zum 1:2. Doch dann war der Akku leer. Über die Außenbahnen mit D. Roth und dem überforderten Becker passierte zu wenig. Oliver Roth und Gaißmayer konnten sich im Zentrum kaum durchsetzen. Was durch die starke Abwehr kam, holte sich Piplica. Bis auf einen Freistoß von Stohn, doch auch der landete wieder nur am Pfosten (89.).

Enttäuschung, Trauer und viele Tränen begleiten die Kickers zurück in die Regionalliga. Die meistgestellte Frage ("Wie geht es weiter?") wollte oder konnte gestern niemand beantworten. Am Dienstag will das Präsidium Kurs, Etat und Personalplanung für die neue, zweigleisige Regionalliga festlegen.

Schwer vorzustellen, dass den OFC und Cottbus bald zwei Spielklassen trennen werden. Cottbus spielt nächste Saison wahrscheinlich gegen Bayern München, 1860 München und den VfB Stuttgart. Die Kickers spielen auf den Nebenplätzen gegen die Amateure der Bayern, "Löwen" und des VfB. Wann trifft man sich wieder?

(Von Jochen Koch, OFFENBACH-POST)  

 

Personifizierung des OFC-Erfolges

Offenbach. "Olli Roth ist die Personifizierung des Erfolges der Offenbacher Kickers. Olli bleibt den Kickers erhalten." Bei der Verabschiedung des Publikumslieblings, der fast viereinhalb Jahre für den OFC stürmte, wagte sich OFC-Vize Professor Ulf Tunn weit vor. Zwar absolvierte Roth gestern sein letztes Spiel am Bieberer Berg, doch hielt er sich zurück, was seine Zukunft angeht. Fest steht nur: "Mein Job an der Börse ist gesetzt."

Wenn die Arbeit noch Zeit für weitere Aktivitäten lässt, dann gibt's diese Alternativen: noch ein bis zwei Jahre Fußball bei einem Oberligisten, um nach 25 Jahren Fußball langsam "abzutrainieren"; aufhören mit dem Leistungssport und mehr Zeit fürs Privatleben oder aufhören und die gewonnene Zeit als Marketing-Mitarbeiter beim OFC investieren. In dieser Woche will Roth mit seinem Arbeitgegeber sprechen.

Dietmar Roth ist, was seine sportliche Zukunft angeht, weiter: Der Verein wolle ihn, er wolle bleiben: "Wir werden uns einigen." Auch bei Stefan Simon sieht es trotz "einiger Anfragen" nach Verlängerung aus. Stefan Dolzer plant mit dem OFC ("Bei mir hat sich kein anderer Verein gemeldet"). Dirk Vollmar, seit der Winterpause an Wehen ausgeliehen, wird wohl wechseln. Regionalligist Augsburg (mit Ex-OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen) bemüht sich.

(Von JOchen Koch/Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Rückkehr mit beschränkten Mitteln ?

Offenbach Ein Abstieg, viele Fragen: Wie und mit welchem Ziel machen die Kickers weiter und mit welchen Personen in der Führungsetage? Probleme, die OFC-Präsidium und Verwaltungsrat morgen Abend erst in getrennten Sitzungen besprechen wollen, um sich anschließend zu einer Elefantenrunde zu treffen. Eine Frage dabei sicher auch: Wie geht's weiter mit Trainer Peter Neururer? Der Coach hatte per Option seinen Vertrag verlängert.

Auch wenn Manager Klaus Gerster gestern Neururers Vorgänger Hans-Jürgen Boysen die Hauptschuld an dem Abstieg gab ("Wir sind nicht in der Endphase der Saison, sondern zu Beginn abgestiegen"), schien er von Neururers Entscheidung immer noch nicht begeistert und wollte sich zu dem Thema - wie zu den anderen allerdings auch - nicht vor den Sitzungen äußern.

Der Abstieg zwingt den OFC zum Abspecken - eigentlich. Ein "Planspiel" der Kickers sah vor, die neue Regionalligasaison mit einem Zehn-Millionen-Etat zu bestreiten. Doch Neururer, dessen Gehalt ein großer Posten auf der Kostenseite sein dürfte, erklärte: "Alle Leute, die heute zum Kader gehörten, will ich halten." Wenn dann noch Ion Vladoiu dazukommt, dürfte dies mit zehn Millionen Mark schwer zu realisieren sein. Aber die Umsetzung, so erklärte der Trainer zuletzt, sei Sache des Präsidiums. Das aber muss für sich die Frage klären: Neuanfang oder erneuter Angriff.

Für Neururer ist die Entscheidung schon gefallen: "In der Regionalliga braucht man zwei bis drei Jahre für einen Neuaufbau. Das kann man mit einem No-Name-Verein machen." Also nicht mit den Kickers und folglich auch nicht mit ihm. Er will auf lange Sicht im Profifußball arbeiten. Offen nur, ob das Präsidium mit Neururer als Trainer plant oder versuchen wird, ihn loszuwerden.

Präsidium und Verwaltungsrat geben sich vorsichtig bei ihren Antworten auf die Fragen. Der OFC sucht den goldenen Mittelweg, mit kalkulierbarem wirtschaftlichem Risiko (Gerster: "Wir werden nur machen, was wir uns leisten können"), aber maximalem sportlichen Erfolg. Also: Zielsetzung Rückkehr in den bezahlten Fußball mit beschränkten Mitteln?

(Von Martin Batzel, OFFENBACH-POST)  

 

Blauäugig

Die Offenbacher Kickers werden im nächsten Jahr 100 Jahre alt. Ein Ereignis, von dem im Klub seit langem gesprochen wird. In den buntesten Farben malen sich die Mitglieder aus, wie das Jubiläum gefeiert wird. Viele Ideen wurden bereits zusammengetragen, doch ein Wunsch war allen gemein: Der OFC möge sich zur Fest-Spielzeit mindestens in der Zweiten Liga präsentieren. Diese Hoffnung muss jetzt begraben werden. Nach dem 33. Spieltag der Zweiten Bundesliga ist der Abstieg der Kickers praktisch besiegelt - nur noch theoretisch ist ein Wunder möglich.

Die Enttäuschung darüber ist verständlich, sollte sich jedoch in Grenzen halten. Auf dieses Ende wurden alle lange vorbereitet. Schließlich rangierte die Mannschaft seit dem zweiten Spieltag permanent auf einem der letzten vier Plätze. Eine Beständigkeit, die nur eine logische Konsequenz nach sich ziehen konnte: Den Abgang. Doch hinter dieser Offensichtlichkeit des Scheiterns verbarg sich ein langer leidenschaftlicher Kampf. Den Spielern ist kein Vorwurf zu machen. Sie reizten ihre Mittel aus. Dass die eher von hoher Moral denn von fußballerischer Klasse geprägt waren, kann ihnen nicht zum Vorwurf gemacht werden. Das zu erkennen, ist Aufgabe der sportlichen Leitung.

Womit ihr keineswegs die Fachkompetenz abgesprochen werden soll. Von vornherein haben die Funktionäre ja darauf hingewiesen, dass es schwer werden würde, den Klassenerhalt zu schaffen. Ein Realitätssinn von trügerischer Natur, denn Blauäugigkeit vernebelte den Blick. Der Glaube, sich trotz der offenkundigen Unterlegenheit durchlavieren zu können, wurde dem OFC zum Verhängnis. Denn den Abstieg verschuldeten sie nicht erst durch die Heimpleiten gegen St. Pauli und die Stuttgarter Kickers, sondern durch den erbärmlichen Start in die Saison.

Zu lange dauerte es, bis sich der Technische Direktor Klaus Gerster den Fehler eingestand, keinen konkurrenzfähigen Kader beisammen zu haben. In Verkennung der Lage, hatte er beinahe alle am Aufstieg beteiligten Spieler mit einem Profi-Vertrag belohnt - auch wenn die nur Oberliga-Format besaßen. Ein folgenschweres Versehen, denn der Manager drohte mit dem OFC ähnlich sang- und klanglos in der Zweitklassigkeit unterzugehen wie einst mit dem FSV Frankfurt. Bis er das erkannte und nachbesserte, war das Team bereits mit einer Hypothek von drei Punkten aus neun Spielen belastet.

Ein Teil der Misere war auch das kometenhafte Emporkommen der Kickers. In drei Jahren stiegen sie von der Oberliga in die Zweite Bundesliga auf und legten damit ein Tempo vor, das sie zum Schluss bei der Planung nicht mehr mithalten konnten. Immer erst auf den letzten Drücker qualifizierten sie sich, spielten dreimal die Relegation, was Verhandlungen mit Neuzugängen erschwerte. Mit den Kontakten in die hiesige Szene konnte Gerster diese Probleme im Amateurlager noch bewältigen, doch für den Spielbetrieb auf Bundesebene reichten sie nicht mehr aus. Die alten Eintracht-Spezies zu holen und sich beim Nachbarn FSV Mainz zu bedienen, war nicht genug. Erst bei der Verpflichtung von Curko, Bundea, Vladoiu und der von Jovic und Li Bing schauten die Kickers mal über den Tellerrand hinaus.

Um die sportliche Substanz aufzubessern, war das der richtige Weg, ob sich der späte Kaufrausch wirtschaftlich vertreten ließ, bezweifeln kritische Geister. Trotz des fünf Millionen Mark-Zuschusses von der Deutschen Städte Medien befürchten sie, dass der OFC mit großen Schulden absteigt. Denn sie erinnern sich an die Zeit vor knapp vier Jahren, als es in Frage stand, ob die Kickers zum 100. Geburtstag überhaupt noch existieren werden.

(Von Niels Barnhofer, FRANKFURTER RUNDSCHAU)  

 

Grandioser Sieg! Energie kurz vor der Bundesliga

Energie - jetzt ist die Bundesliga soo nah! Durch den 2:1-Sieg in Offenbach liegt Cottbus weiter einen Punkt vor Mönchengladbach und ist bei einem Sieg über Köln am Freitagabend endgültig durch.

Die Anfangsphase des Spiels gehörte eindeutig den Offenbachern. Zunächst setzte Schmidt einen Ball volley daneben (8.), dann köpfte Binz (11.) links vorbei. Schließlich ein Stohn-Freistoß aus 20 Metern (17.), der gegen den linken Innenpfosten flog. Völlig überraschend fiel daher die Führung für Cottbus. Miriutas-Freistoß von der rechten Seite köpfte Latoundji zum 0:1 ein (25.).

Jetzt war Energie endlich besser. Einen Schuss von Labak aus spitzem Winkel konnte Torwart Curko nur per Fußabwehr vereiteln. Auch die 10 000 mitgereisten Cottbuser-Fans waren aufgewacht, schrien: "Erste Liga, Cottbus ist dabei!"

Kurz vor dem Wechsel musste Energie-Torwart Piplica dann noch einen Schuss von Roth von der Strafraumgrenze sowie einen Kopfball von Kolinger aus 5 Metern entschärfen. Nach dem Wechsel hielt der überragende Piplica einen Schuss von Gaißmayer aus kürzester Distanz. Energie ließ sich nicht beirren und gab seine Konter-Taktik nicht auf. Trainer Geyer behielt damit recht. Bei einem schnellen Gegenangriff leitete Franklin den Ball zum eingewechselten Rödlund, der das Leder aus fünf Metern nur noch ins leere Tor einzuschieben brauchte - 0:2 (65.).

Der OFC gab sich jedoch noch nicht geschlagen. Drei Minuten später erzielte Simon mit einem Foul-Elfmeter den Anschlusstreffer, nach dem Roth gelegt worden war. Mit etwas Glück und Geschick rettete Energie den Sieg über die Zeit.

Einziger Wermutstropfen: Heidrich schied in der ersten Hälfte verletzt aus. Den Aufstiegssekt können sie in Cottbus aber kaltstellen.

(Von Alexander Schlögel, BERLINER ZEITUNG)  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachEnergie Cottbus
Curko - Binz - Dolzer, Kolinger - Becker (62. Maier), Schmidt (79. Köpper), Stohn, Dietmar Roth (79. Speth), Simon - Oliver Roth, Gaißmayer. Piplica - Irrgang - Beeck, Schröder - Jesse, Miriuta, Latoundji, Scherbe - Heidrich (39. Rödlund) - Labak (81. McKenna), Franklin (69. Helbig).

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Kinhöfer (Herne)0:1 Schröder (25.),
0:2 Rödlund (65.),
1:2 Simon (68. Foulelfmeter)
Schmidt (5/3), Simon (3), Maier (3) (OFC) / Beeck (10/4) (TeBe)--15000
Alle Angaben ohne Gewähr


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