2.Bundesliga Saison 1999/2000

Kickers Offenbach - Waldhof Mannheim
Endergebnis: 1:1 (1:0)


Spielbericht vom 12.12.99 - Anstoß: 14:00 Uhr
Kickers wieder nur 1:1 - schwach !
1:1 - OFC verliert am Ende wieder den Überblick

Die Offenbacher Kickers treten in der Zweiten Fußball-Bundesliga weiterhin auf der Stelle. Beim 1:1 gegen Waldhof Mannheim verpasste das Schlusslicht gestern Nachmittag die große Chance, die "Rote Laterne" an den Karlsruher SC weiterzugeben, dessen Spiel in Oberhausen wegen schlechter Platzverhältnisse kurzfristig abgesagt wurde. Wie schon eine Woche zuvor gegen Mönchengladbach verspielten die Kickers auch diesmal in der Schlussphase eine bis dahin mühsam erkämpfte 1:0-Führung. Der Treffer kam allerdings äußerst glücklich zu Stande: Nach einem weiten Abschlag von OFC-Keeper Goran Curko schien dessen Gegenüber Marius Todericiu die Lage schon unter Kontrolle zu haben, als der Ball auf dem tiefen Boden versprang, Todericiu gleichzeitig in die andere Richtung weg rutschte und dadurch das Leder unbehelligt in Richtung Waldhof-Tor weiter trudelte. Offenbachs Stürmer Ion Vladoiu erfasste die außergewöhnliche Situation am schnellsten, setzte entschlossen nach und drückte das Leder über die Linie (10.).

"Endlich mal ein Stürmertor", freute sich Kickers-Trainer Peter Neururer. Der Offenbacher Anhang freilich wusste, bei wem er sich in erster Linie zu bedanken hatte: "Marius, du bist ein Kickers-Fan", hallte es durchs Stadion. Schließlich hatte der Ex-Offenbacher nicht zum ersten Mal ausgerechnet gegen seine alten Kollegen gepatzt. Zu seinen Regionalliga-Zeiten beim SC Weismain war Todericiu nach einem spielentscheidenden Fehler von den Kickers-Fans gar schon einmal auf Schultern durch die Stadionkneipe der unterlegenen Franken getragen worden. Dafür, dass es gestern nicht zu ähnlichen Sympathiebekundungen kam, waren insbesondere zwei Aktionen maßgebend. Zum einen verpassten die im zweiten Abschnitt fast nur reagierenden Offenbacher in der 65. Minute die Entscheidung: Maier war nach starker Vorarbeit von Becker über 50 Meter frei auf Todericiu zugelaufen, doch der Mannheimer Schlussmann verhinderte diesmal mit einer Glanzparade einen Gegentreffer. Eine Chance, der später nicht nur Maier nachtrauerte. In der Nachspielzeit nämlich wurden die immer stärker werdenden Waldhöfer belohnt: Krauss beförderte eine lang gezogene Ecke per Kopf vors OFC-Tor, wo der eingewechselte Wassmer am höchsten stieg und zum verdienten Ausgleich einnickte. Die Offenbacher empfanden das 1:1 wie eine Niederlage. Gewonnen hatte immerhin der Sport. Nach Auskunft der Polizei von gestern Abend kam es zwischen den Fangruppen diesmal zu keinerlei Ausschreitungen.  

 

In der Nachspielzeit den Sieg verschenkt
Auch gegen Mitaufsteiger Waldhof Mannheim kommt der Tabellenletzte Kickers Offenbach nicht über ein 1:1 hinaus

Das Positive vorweg. Am Rande des Zweitliga-Spiels zwischen den Offenbacher Kickers und dem SV Waldhof Mannheim ist es zu keinen nennenswerten Ausschreitungen rivalisierender Fans gekommen. Das jedoch war vermutlich das einzige, worüber sich die Kickers an diesem dritten Advent freuen konnten. Denn ansonsten können sie machen was sie wollen: Sie scheinen das Siegen verlernt zu haben. Auch gegen den Mitaufsteiger aus Mannheim reichte es für den Tabellenletzten nicht zum so sehnlich erhofften dreifachen Punktgewinn. Durch einen Gegentreffer in der Nachspielzeit kamen die Kickers nicht über ein 1:1 hinaus und verschenkten damit einen eigentlich schon sicher geglaubten Sieg. Bereits vor der Partie war Peter Neururer noch skeptisch über den Rasen geschlichen. "Ich glaube kaum, dass es heute ein gutes Spiel wird, denn die Bodenverhältnisse sind wirklich extrem schlecht", sagte der Offenbacher Trainer. Und er sollte recht behalten, denn auf der durch den starken Regen restlos aufgeweichten Wiese entwickelte sich von Beginn an eine kampfbetonte Partie. Was Neururer jedoch nicht ahnen konnte: Ausgerechnet die schlechten Platzverhältnisse sollten seiner Mannschaft noch zu Gute kommen. Genau zehn Minuten waren nämlich gespielt, der vergab Werner Protzel auf Mannheimer Seite die große Chance auf den Führungstreffer. Was folgte war ein Abschlag von OFC-Keeper Goran Curko, der vom böigen Wind in den gegnerischen Straumraum befördert wurde. Eigentlich eine sichere Beute für Curkos Gegenüber Marius Todericiu. Doch der ehemalige Offenbacher tat seinen frühen Vereinskameraden einen Gefallen und griff am Leder vorbei. Allerdings muss zu seiner Ehrenrettung gesagt sein, dass der Ball zuvor auf einem der vielen Unebenheiten versprang. "Da war wohl ein Maulwurf im OFC-Trikot unterwegs", witzelte SVW-Coach Uwe Rapolder über das Missgeschick seines Keepers. Wie dem auch sei, Ion Vladoiu war zur Stelle und drückte Curkos Abschlag, der vermutlich auch so ins Tor getrudelt wäre, über die Linie und erzielte somit das erste Stürmertor der Offenbacher Kickers in dieser Saison. Doch der frühe Führungstreffer gab den merklich gewillten, aber doch recht nervös auftretenden Kickers keine zusätzliche Sicherheit. Im Gegenteil, weiterhin waren es die vor allem technisch besseren Gäste, die das Spiel bestimmten. "Allerdings haben wir uns trotz der dominanten Spielweise wieder keinen nennenswerten Möglichkeiten erarbeitet", urteilte Rapolder. Stimmt, denn gefährlich wurde es in der ersten Halbzeit nur noch auf der Gegenseite. Nach einer schönen Kombination über Günther Maier und Matthias Becker kam erneut Vladoiu völlig frei zum Abschluss. Doch sein Kopfball segelte knapp über das Tor (45.). Am Spielverlauf änderte auch der Seitenwechsel nichts. Vielmehr drängten die Gäste weiterhin auf den Ausgleich. Doch wie es eben ist, ergaben sich dadurch für die Kickers Konterchancen. Die beste nach 65. Minuten. Einen Pass von Becker nahm Maier auf und lief allein auf das Mannheimer Tor zu. Allerdings zögerte er zu lange und schloss so unplatziert ab, dass Todericiu den Ball noch zur Ecke lenken konnte. "Wer solche Chancen nicht nutzt, der darf sich auch nicht wundern, wenn er irgendwann noch den Ausgleich hinnehmen muss", haderte Neururer. Und es kam, wie es der Offenbacher Coach prophezeit hatte. In der Nachspielzeit kam Laszlo Klausz nach einem Eckball frei zum Kopfball und bediente den eingewechselten Uwe Wassmer. Der ehemalige Freiburger, erst vor knapp zwei Wochen auf den Waldhof gewechselt, köpfte mühelos ein. "Absolut verdient, aber für die Kickers aufgrund des Zeitpunkts natürlich absolut bitter", resumierte Rapolder. Und dem konnte Peter Neururer nur beipflichten.  

 

Rekordaufgebot der Polizei erstickt Gewaltbereitschaft im Keim
Rund 1500 Beamte sorgen dafür, dass sich Waldhof- und OFC-Fans keine erneute Straßenschlacht liefern

Das Wichtigste zuerst: Dass randalierende Mannheimer Fußball-Fans wie am Himmelfahrts-Tag über CNN sogar über die Bildschirme in australischen Wohnzimmern flimmern, hat sich gestern nicht wiederholt. Die Bilanz des zweiten Gastspiels des SV Waldhof auf dem Bieberer Berg: Keine Verletzten und nur minimaler Sachschaden an drei Autos in der Offenbacher Innenstadt. Insgesamt wurden 42 Personen in Verwahrung genommen und im Verlauf des Abends wieder auf freien Fuß gesetzt. Das größte Polizeiaufgebot in der Geschichte der Stadt (1500 Beamte) erstickte jede Form von Gewaltbereitschaft im Keim. Am 13. Mai war es zu einer Straßenschlacht mit 100 Verletzten gekommen, darunter 27 Polizisten.

"Es gab lediglich ein paar kleinere Scharmützel, als einige Offenbacher friedliche Waldhof-Fans auf dem Rückweg zum Bahnhof abfangen wollten", berichtete Georg Grebner, der Pressesprecher der Offenbacher Polizei, gestern Abend. Da die Mannheimer von Beamten begleitet wurden, gingen auch diese Reibereien glimpflich aus. "Das hat die Polizei super gemacht", meinte SVW-Fan Martin Muser aus Heddesheim. Die Mannheimer seien schon am Offenbacher Bahnhof in Empfang genommen und in Busse gesetzt worden. "Da haben sie alle gefilzt, und ich glaube, schon im Zug waren verdeckte Beamte in Bomberjacken dabei", so der 22-Jährige. Kontrolliert wurde auch die Abfahrt der Waldhöfer in der Quadratestadt: "Polizei und Bundesgrenzschutz waren im Einsatz", bestätigte der Polizeiführer vom Dienst, Michael Burckhardt. "Es gab nichts Auffälliges."

Vor dem Stadion wurden die insgesamt 1400 SVW'ler unter anderem von szenekundigen Mannheimer Beamten "handverlesen", so dass sich auf der Gästetribüne eine Dreiklassen-Gesellschaft ergab: Links standen ältere Herren, Frauen oder Kinder, in der Mitte als harmlos eingestufte Zuschauer und im rechten Block sammelte sich die so genannte C-Klasse, junge Männer mit auffälligen Frisuren oder ausgeprägten Fan-Insignien. Bis auf zwei abgeschossene Leuchtkugeln blieb die renovierte Stahlrohrtribüne, von der am 13. Mai der Funke der Gewalt auf die Straßen um den Bieberer Berg übergesprungen war, erstaunlich ruhig. "Mannheim, wir hören nichts", spotteten die Kickers-Fans sogar zwischenzeitlich und ernteten nur ein paar müde Schmährufe. Das war kein Wunder, denn vor den beiden "Männer-Fanblocks" zeigte die Polizei während des Spiels massiv Präsenz: Hätte sich die Mauer aus Beamten in Kampfanzügen aufgelöst, hätte fast jeder einen Fan an der Hand nehmen können. Polizeisprecher Grebner nannte drei Gründe, warum er ohne flaues Gefühl in diesen Einsatz gegangen war: "Die Situation an Himmelfahrt war völlig anders: Es war ein brisantes Spitzenspiel, bei dem es um den Aufstieg ging. Dazu kam die angestammte Fan-Rivalität und die aufgeheizte Hooligan-Diskussion nach Beginn des Essener Nivel-Prozesses. Außerdem war das Derby an diesem Feiertag das einzige höherklassige Fußballspiel in ganz Deutschland, so dass Schläger von überall her anreisten." Am 13. Mai waren 350 Beamte im Einsatz. "Für die Regionalliga eine absolut überdurchschnittliche Zahl." Auf die Frage, ob die Polizei plant, beim nächsten Duell der Klubs wieder ein solches Mammut-Aufgebot aufzubieten, weicht Grebner aus: "Schau'n mer mal."  


Mannschaftsaufstellungen:

Kickers OffenbachWaldhof Mannheim
Curko - Binz - Dolzer, Dietmar Roth - Maier, Schmidt, Bundea (67. Stohn), Simon (80. Dworschak), Dama - Becker (78. Grevelhörster), Vladoiu. Todericiu - Cisse, Santos, Pasieka, Krauss - Protzel (75. Rehm) - Zhou (63. Teber), Montero, Vincze - Licht (75. Wassmer), Klausz.

Spielstatistik:

SchiedsrichterToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote KartenZuschauer
Gagelmann (Bremen)1:0 Vladoiu (10.),
1:1 Wassmer (90.)
Dolzer (OFC) / Zhou, Licht, Vincze, Klausz, Montero (Waldhof)--14000
Alle Angaben ohne Gewähr


Aktuelle Tabelle Saison 1999/2000
Alle Ergebnisse vom 15.Spieltag (10.12.- 12.12.99)
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Spiele des OFC in der Hinrunde 1999/2000 mit Spielberichten
Alle Spieltage auf einen Blick (mit Ergebnissen)
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Tabellenplatzstatistik Saison 1999/2000
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